Die Ankunft
Diese fing direkt etwas aufregend an. Kurz vor der geplanten Abreise um 10 Uhr abends in Pachuka erfuhren wir nämlich, dass in unserem Bus nur noch 4 statt 5 Plätze verfügbar waren. Mit ganz viel Nachfragen (Danke an Arians Sprachkenntnisse!) und mehreren kleinen Bussen haben wir es dann mit etwas Verspätung trotzdem noch geschafft, gut anzukommen. Besonders gut in Erinnerung wird uns auf jeden Fall die Taxifahrt einmal quer durch Mexiko-Stadt bleiben, die war nämlich 10 min schneller als von Google Maps vorausgesagt, die Details könnt ihr euch dann ja dazu denken :).
Die Schule
In der Schule wurden wir sehr nett aufgenommen. Jeden Morgen begann der Unterricht um 9 Uhr und endete mittags um 14 Uhr. Mit zwei Padres, die in den USA leben, waren wir fünf Deutschen die einzigen Schüler*innen und hatten dementsprechend die Chance, sehr intensiven Unterricht zu bekommen. Mit 1-3 Schüler*innen pro Lehrerin hat es sich oft gar nicht wie richtiger Unterricht angefühlt, was natürlich auch dem herzlichen und unbeschwerten Umgang der Lehrerinnen zu verdanken war. Ich hatte echt viele sehr interessante Gespräche, die mir auch die mexikanische und vietnamesische Kultur (Herkunftsort des einen Padre) näher gebracht haben. Oft fragten wir uns am Ende der Stunde, wie wir denn jetzt schon wieder auf das Thema gekommen sind, und das Grammmatikblatt lag immer noch unbearbeitet vor uns. Trotz des ganzen Quatschens habe ich jetzt aber auch nochmal im Nachhinein gemerkt, dass mir die Wiederholung der Zeiten, aber auch vieler anderer Sachen, extrem für mein Spanisch geholfen hat. Lennard und ich hatten ja schon Vorkenntnisse und Arian ist sogar Muttersprachler (und hat dementsprechend Kultur und Geschichtsunterricht erhalten), aber Mara und Emily haben quasi von 0 angefangen. Das war vor allem am Anfang etwas mit Frust verbunden und auch mir kam der Unterricht zwischenzeitlich etwas unstrukturiert vor, aber am Ende sind wir alle gut gewappnet für den Alltag aus der Schule rausgekommen. Während des Unterrichts ist öfters mal Goyo, der von allen geliebten Schulkater, vorbeigekommen und in den Pausen wurde er dann ausgiebig gekrault oder wir haben Tischtennis gespielt. Die auch durch das schöne Gelände bedingte entspannte Atmosphäre wurde gestärkt durch abwechslungsreiche Aktionen wie Getränke- oder Essensvorstellungen in der 5. Stunde, kleine Geschichtsvorträge oder einen Marktbesuch. In der Draußenküche haben wir außerdem einmal selber Quesadillas gemacht und einmal haben wir fünf typisch deutsch gekocht. Zur Vorspeise gab es eine Käse-Lauch Suppe, zur Hauptspeise Bratkartoffeln mit Schnitzel, Erbsen-Möhren-Gemüse und Salat und als Nachtisch einen Apfelstrudel. Unsere Gastfamilien haben wir dazu natürlich auch eingeladen, und es hat allen sehr gut geschmeckt! Arian ist wegen seiner schon vorhandenen Spanischkenntnisse schon eine Woche vorher abgereist, und anlässlich seiner Verabschiedung gab es eine selbstgebastelte Piñata, deren Zerstörung für einige Lacher gesorgt hat.
Unsere Familien und der Alltag
Während der Zeit haben Arian und Lennard zusammen mit den Padres bei einer älteren Frau und wir drei Mädels bei einem älteren Ehepaar gelebt. Beide Familien wohnen nur drei Minuten von der Schule entfernt und nehmen öfter Sprachschüler*innen auf. Wir drei hatten sogar unser eigenes Haus, das direkt neben dem unserer Gasteltern lag, und hatten dadurch echt viel Platz und auch eine eigene Küche. Morgens und mittags haben wir immer mit unseren Gasteltern gegessen. Entgegen der mexikanischen Gewohnheit war das Essen für uns extra immer ohne Fleisch und nicht scharf und hat mir dementsprechend ziemlich gut geschmeckt. Oft gab es Reis, manchmal eine Art Lasagne, Gemüse und manchmal auch einfach nur Salat. Mein Lieblingsfrühstück: Molletes (Brötchen mit Bohnen und Käse) und mein Lieblingsessen: Tacos dorados de papa (frittierte Tortillarollen mit Käse gefüllt). Mein eh schon etwas langsameres Essverhalten, gepaart damit, dass ich am meisten Spanisch von uns dreien konnte, führte dazu, dass die anderen des Öfteren auf mich warten mussten. Aber sie haben sich tapfer geschlagen und am Ende sind wir meistens um 15 Uhr satt und erschöpft von der Schule in unsere Mittagspause gegangen. Die haben wir meist genutzt, um uns erst mal auszuruhen, zu telefonieren oder Hausaufgaben zu machen. Öfter sind wir auch zum Markt oder zur Wäscherei gegangen. Nachmittags oder abends sind dann fast täglich die Jungs rübergekommen und wir haben zusammen lecker gekocht und gegessen. Und oft die Hausaufgaben dann doch erst danach gemacht :). Dienstag und Donnerstag haben wir einen einstündigen Salsa Kurs besucht, der mir sehr viel Spaß gemacht hat. Am coolsten fand ich es immer, wenn wir möglichst viel neues gelernt haben, das war am Ende bloß manchmal etwas schwierig weil wir nur noch einen Lehrer pro Kurs hatten, da haben wir dann mehr wiederholt. Einmal sind wir auf dem Rückweg Tacos essen gegangen und es hat mega doll angefangen zu regnen und zu gewittern. Der Donner hat so laut geknallt, dass man wirklich das Gefühl hatte, der Blitz ist neben uns gerade eingeschlagen, das war echt beeindruckend. Generell war tagsüber oft sehr sonniges und dadurch recht warmes Wetter und abends hat es fast immer geregnet und gewittert. Durch die bergige Landschaft bleiben die Gewitter hier viel länger an einem Ort und sind auch oft sehr sehr laut, teilweise sogar so laut, dass sie uns nachts aufgeweckt haben. Noch verlässlicher im nachts aufwecken war allerdings der Nachbarshahn, der das mit den Morgenden irgendwie noch nicht so ganz verstanden hatte. An den Wochenenden haben wir abends öfter etwas mit der Tochter des Sprachschulleiters oder Leuten aus dem Tanzkurs gemacht und haben die Bars der Stadt erkundet oder zuhause etwas gespielt. Da durften wir dann sogar mit Hahngekrähe einschlafen :).
Die Ausflüge
An den Wochenenden haben wir mit Carlos, dem Sprachschulleiter sehr schöne Ausflüge gemacht. Am ersten Wochenende sind wir in zwei magische Dörfer gefahren. Chalma ist ein sehr berühmter Wallfahrtsort, zu dem viele Leute mit Kreuzen oder Heiligenfiguren hingepilgert sind. Nachdem wir uns die Kirche angeschaut haben, sind wir noch auf den Markt gegangen, der zwischen Gewässern liegt. In dem zweiten Dorf, Malinalco, sind wir zu einer Pyramide hochgewandert und Carlos hat uns auf dem Weg einiges dazu erzählt. Die mesoamerikanische Kultstädte wurde ca 1500 n.Chr. von den Azteken erbaut und ist zum Teil ein Felsentempel, der noch heute eine Stätte der Verehrung ist. Dort oben angekommen, hatten wir einen total schönen Ausblick und konnten auf die eine Pyramide sogar hochgehen, das war echt beeindruckend! Später haben wir uns dann noch auf dem Markt umgeschaut und viele süße kleine Sachen entdeckt. Ich musste mich sehr bremsen, nicht da schon alle Mitbringsel zu kaufen, es war wirklich sehr verlockend, aber doch etwas zu früh :).
Am Sonntagabend haben wir die Gastmutter der Jungs zu ihrem wöchentlichen Salsa (und andere Tänze) -Tanzen ins Zentrum begleitet. Das war echt cool und ich find´s immer wieder total schön zu sehen, wie auch oder vor allem ältere Menschen während des Tanzens oft so aufblühen und zu strahlen anfangen.
Am zweiten Samstag sind wir nach Mexiko Stadt gefahren. In den Tagen davor hatte ich leider mit recht viel Übelkeit zu kämpfen und nach der ersten halben Stunde, die wir in einer Kirche verbracht haben, musste ich mich dann erst mal in einem Cafe ausruhen und Tee trinken. Die anderen Mädels haben mich netterweise begleitet, währenddessen haben sich die anderen eine Ruine in der Nähe angeguckt. Danach haben wir die Basilica de la Virgen de Guadalupe besucht. Guadalupe ist ein Gnadenbild der Maria. Ihre Geschichte ist auch mit den Indigenen verknüpft und in Mexiko ist sie das bedeutendste Marienheiligtum, wodurch sie in fast jeder Kirche zu finden ist. Nach dem Aufstieg zu einer kleinen Kapelle etwas oberhalb hatten wir einen sehr schönen Blick über die Stadt und auf die Kirchen.
Am nächsten Samstag sind wir zusammen mit Carlos in den Park „Las Estacas“ gefahren, dort kann man in einem 1 km langen Abschnitt eines Flusses schwimmen, und es sah wirklich traumhaft schön aus! Wir haben uns gesonnt, haben uns im Fluss treiben lassen (allerdings nur flussabwärts, in die andere Richtung waren nur übermotivierte Badekappenträger unterwegs) und sind mit Seilen in den Fluss gesprungen.
Unter der Woche sind wir mit den Lehrer*innen zusammen in ein Restaurant in den Bergen gefahren, wo die Fische frisch für einen geangelt wurden. Ich hab dann doch lieber leckere Tortilla mit Champignons gegessen 🙂
An unserem letzten Wochenende sind wir selbstständig mit dem Bus in ein magisches Dorf namens Tepotzlan gefahren. Dort sind wir zu einer Pyramide gelaufen und entgegen unseren Erwartungen und trotz einer diesen entsprechenden Kleiderwahl (Emily in Birkenstocks und ich im Sommerkleid) hat sich die Aktion mit fast 60 min Weg über Stock und über Stein nach einer richtigen kleinen Wanderung angefühlt. Oben wurden wir mit einem wunderschönen Ausblick und der Sichtung von kleinen Nasenbären belohnt. Später sind wir noch in den Straßen rumgeschlendert, haben auf dem Markt gegessen und mussten dann auch schon wieder den (etwas überfüllten) Bus nach Hause nehmen.
Der Sonntagabend war der letzte Abend von dem während der Woche laufenden Sommerfest, und von der Terrasse einer Pizzeria konnten wir erst eine Drohnenshow und dann ein Feuerwerk parallel zu einem Gewitter bestaunen und danach noch ein bisschen zur Musik von verschiedenen Bands tanzen.
An unserem letzten Tag haben wir dann noch ein sehr schönes Abschiedsessen mit unseren Gasteltern und allen Lehrer*innen in der Schule gehabt und lustige Abschiedsgeschenke und ein Diplom bekommen. Damit war die Zeit in der Sprachschule also offiziell vorbei. Mir fiel es echt ein bisschen schwer zu gehen, weil wir eine wirklich schöne und lustige Zeit miteinander hatten. Die Taxifahrten, immer zu viert hinten auf der Rückbank, die Koch (und Sing) Abende und natürlich auch die Schulmorgende. Gleichzeitig war natürlich auch schon viel Vorfreude auf unsere eigenen Orte da. Wie Emily so schön meinte: Wir gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge :).