Meine erste Woche

Hallo erstmal!

Für alle die mich nicht kennen, ich bin Luisa, 18 Jahre alt und komme aus dem Rumphorstviertel in Münster.

Zusammen mit meinen Mitfreiwilligen Emily, Mara, Arian und Lennard darf ich für ein Jahr über das Bistum Münster einen Auslandsfreiwilligendienst in Mexiko machen. Hierauf wurden wir bereits in Deutschland durch zwei einwöchige Seminare vorbereitet, die uns sehr geholfen haben, uns gegenseitig kennenzulernen und uns generell sowie länderspezifisch mit unserem Jahr auseinanderzusetzen.

Was ich hier in Mexiko machen werde:

Nach dem vierwöchigen Sprachkurs verbringe ich die restlichen 11 Monate in Tepeji. Dies ist eine kleine Stadt in dem Bundesstaat Hidalgo, mit ca 100.000 Einwohnern, ca 1,5 Stunden von Mexiko Stadt entfernt. Hier wohne ich in einer Gastfamilie und arbeite bei der Gemeinde. Die anderen Freiwilligen sind in anderen Orten, 30 min bis 3 Stunden von mir entfernt. Dadurch dass es keine feste Arbeitsstelle ist, haben wir sehr viel Freiraum was unsere Aufgaben betrifft und dadurch ergeben sich natürlich auch viele Unterschiede zwischen den Orten. Jede*r von uns wird hier also mit völlig anderen Erfahrungen wieder nach Hause gehen :).

Mich erwartet hier zum Beispiel die Arbeit im Migrantenhaus, die Arbeit in so einer Art Tafel und das Unterrichten von Deutsch-Kursen für Kinder und für Erwachsene. Zu meiner Arbeit schreibe ich demnächst aber nochmal mehr.

Ich veröffentliche das hier etwas später als geplant, und für viele ist es natürlich interessanter, wie es mir jetzt gerade geht, als wie meine erste Woche war. Da die erste Zeit für mich aber sehr wichtig war und sich alles Erlebte ja auch aufeinander aufbaut, beginne ich in meinen Erzählungen trotzdem von vorne und lade alle paar Tage einen weiteren Beitrag hoch. Also es lohnt sich, immer mal hier vorbeizuschauen 🙂 

Die erste Woche

10.07-17.07

Wie erwartet ist mir der Abschied von meiner Familie und meinen Freund*innen am Flughafen alles andere als leichtgefallen. Aber sobald wir dann einmal die Grenze zur Sicherheitskontrolle überschritten hatten, sind die Tränen versiegt und die Vorfreude und Aufregung hat absolut überhandgenommen. Nach einem sehr entspannten Flug sind wir nach 12 Stunden dann am Mittwoch (mit 8 Stunden Zeitverschiebung) um ca. 21 Uhr gelandet.

Zwei unserer Vorgänger, Jonah und Paul, haben uns am Flughafen in Empfang genommen und uns in unser gemeinsames Hostel nahe dem Zentrum von Mexiko-Stadt gebracht. Bei dem darauffolgenden Tacos Essen durften wir direkt Bekanntschaft mit den Mariachis machen. Das sind traditionelle Musiker*innen, die uns das Lied „la Cucaracha“ („die Kakerlake“) in gar nicht mal so leiser Lautstärke (zwei Trompeten, einen halben Meter von meinem Ohr entfernt) vorgespielt haben. Dass es in Mexiko, egal ob am Tag oder in der Nacht, lauter und musikalischer zugeht, habe ich in den folgenden Tagen schnell gemerkt. So etwas wie Ruhestörung gibt es hier nämlich gar nicht. In Bars und teilweise auch in Restaurants ist hier die Musik sogar so laut, dass sie, vor allem mit fehlenden Sprachkenntnissen, die Unterhaltung eeetwas erschwert. Gleichzeitig macht sie alles aber auch lebendiger und fröhlicher. Nach einer erholsamen Nacht sind wir am nächsten Tag erstmal ins Zentrum von Mexiko City gelaufen und haben uns den Palacio de Bellas Artes angeguckt, erst von unten und dann von einem Kaufhaus aus. Die Größe und die kunstvoll verzierte Fassade haben mich sehr fasziniert. 

Mittags haben wir uns dann aufgeteilt, Paul ist mit Mara und Lennard in seinen Ort gefahren und Jonah mit Emily, Arian und mir in seinen und damit meinen zukünftigen Ort. Hier in Tepeji wurden wir sehr herzlich empfangen und mit einem leckeren Essen willkommen geheißen. Anwesend waren vor allem Leute aus der Freundschaftsgruppe aus Tepeji und Tula und zwei der drei Pfarrer. Zu der Freundschaftsgruppe gehören alle, die etwas mit der Organisation zu tun haben oder selbst zum Beispiel schon einmal in Deutschland waren. Abends musste ich noch meine Sachen umpacken, da ich in die Sprachschule nur einen Rucksack mitgenommen hab, und ich war sehr erleichtert, am nächsten Tag nicht mehr 50 kg, sondern nur ca. 25 kg Gepäck zu haben. Nach der Nacht in der Parroquia (dem Pfarrheim) in Tepeji sind wir dann am nächsten Morgen relativ früh zum Migrantenhaus in Tula aufgebrochen und haben uns auf dem Weg etwas aus der Bäckerei geholt. Anders als in Deutschland gibt es hier bis auf normale weiße Brötchen nur Süßwaren, was für mich zum Frühstück sehr ungewohnt war. Im Migrantenhaus haben wir dann die anderen 3 wiedergetroffen und zusammen wurde uns das Gebäude gezeigt und wir haben mit einigen Migranten gequatscht. Diese kommen hier auf ihrem Weg in den Norden vorbei und werden mit Essen, Duschen und frischen Klamotten versorgt, der Aufenthalt ist allerdings nur tagsüber möglich, es gibt also keine Schlafmöglichkeit. Dazu werde ich aber demnächst nochmal mehr schreiben. Am Nachmittag haben wir uns dann unter anderem mit Emilys zukünftiger Gastfamilie in einem Café getroffen und nett gequatscht.

Nach einer Übernachtung in der Parroquia in Tula sind wir dann am nächsten Morgen sehr früh mit dem Bus nach Orizabita, dem Einsatzort von Mara, zum Freundschaftsgruppentreffen gefahren. Dieses findet alle zwei Monate in einem anderen Ort statt und es wird zusammen gegessen, gequatscht und Spiele wie Pantomime raten gespielt. Außerdem haben wir einen Ausflug in eine sehr schöne Fotoausstellung gemacht, in der sehr große Porträts von Menschen der indigenen Bevölkerung, zwischen Kakteen aufgestellt, gezeigt wurden. Die Landschaft in Orizabita ist im Gegensatz zu der Landschaft weiter südlich in Hidalgo (Der Bundesstaat in dem all unsere Orte liegen) recht trocken und reicher an Kakteen. Die Erzählungen über die Portraits waren zwar sehr interessant, aber durch die Lautstärke, die Hitze und die Fülle des Tages war meine Spanischration schon etwas aufgebraucht und mir fiel es schwer, ihnen zu folgen. Trotzdem habe ich an dem Tag viel gelernt und viele neue sehr nette und herzliche Menschen kennengelernt. Ach ja, was für uns das erste Freundschaftsgruppentreffen war, war für die zukünftigen mexikanischen Freiwilligen vorerst das Letzte, und sie wurden dementsprechend verabschiedet. Mitte August wird ihr Freiwilligendienst in Deutschland starten.

Am Abend hat uns Paul in seinem Ort Progreso mit auf eine Kommunion/Konfirmation genommen, zu der er eingeladen war. Da haben wir erst (mal wieder ;)) was gegessen und dann viel getanzt. Am nächsten Tag konnten wir zum Glück ausschlafen und sind dann noch auf den Markt und ein bisschen durchs Städtchen geschlendert. Nachmittags sind wir nach Tepetitlan, dem Ort von Arian, gefahren und wurden dort mit einem leckeren Essen und Armbändern als Willkommensgeschenk begrüßt. Danach haben wir eine sehr interessante Führung durch die Kirche erhalten, unter der Überreste von einer alten Pyramide gefunden wurden und die außerdem ein sehr berühmter Wallfahrtsziel ist. Abends wurden wir von einem kleinen Skorpion in Emilys Zimmer überrascht und haben dann zur Sicherheit spontan bei Freunden und nicht in der Parroquia geschlafen. Die Gastfreundschaft ist hier wirklich enorm und man wird von allen so herzlich behandelt! Am Montag haben wir einen Ausflug zu einem über 1000 Jahre alten Baum gemacht, das war sehr beeindruckend. Mitgekommen ist eine Familie und Freund*innen. Die Willensstärke und das Durchhaltevermögen der über 75 Jährigen auf den unebenen Wegen fand ich sehr bewundernswert. Der Baum hatte sehr viele schwarze Stellen, da er bei den Versuchen das innere Wespennest zu entfernen schon dreimal gebrannt hat, aber jedes Mal überlebt hat!

Den Montagabend bis Mittwochabend haben wir dann in Pachuka, der Hauptstadt von Hidalgo verbracht. Dort hatten Paul und Jonah für uns ein Airb&b gemietet. Mit denen am Vorabend vorbereiteten Visadokumenten sind wir dann Montag recht früh zur Migrationsamt gestiefelt und nach etwas Warten haben wir fünf dann tatsächlich alle unser Visum erhalten. Mit einer Runde Bowling und Billiard spielen und Shoppen gehen haben wir unseren Erfolg gefeiert und hatten (trotz meiner Misserfolge beim Bowlen) echt viel Spaß! An den Abenden haben wir was zusammen gespielt oder Paul hat Gitarre gespielt und wir haben (äußerst schön und immer gerade!) dazu gesungen. Langweilig wurde uns auf jeden Fall nicht! Mittwoch haben wir einen richtig schönen Ausflug in das „Pueblo magico“ (magische Dorf) „Real de Monte“ gemacht. Magische Dörfer sind Dörfer, die für ihren typischen und besonders gepflegten Charakter mit diesem Titel ausgezeichnet wurden, und haben meist eine sehr tolle Kultur, schöne Natur oder eine interessante Geschichte. Neben den großen Städten stellen sie hier ein sehr beliebtes Ziel für Besucher*innen da. Real de Monte ist quasi der Ursprungsort von Pastes, das ist ein typisches mexikanisches Gericht, was es sowohl in süß als auch in herzhaft gibt und gefüllten Teigtaschen ähnelt. In einem sehr schön eingerichteten Café haben wir diese natürlich auch probiert und ich kann sie nur empfehlen! Von einem etwas höheren Punkt hatten wir auch einen sehr schönen Ausblick, und schlendern konnte man auch super. In Pachuka wieder angekommen, mussten wir uns dann leider von Jonah und Paul verabschieden, die für ihre letzten Tage in ihre Orte zurückgekehrt sind. Für uns fünf ging es dann ab in die Sprachschule, aber das erzähle ich im nächsten Beitrag :).

Diese erste Woche war eine sehr füllende und sehr erlebnisreiche Zeit. Sie kam mir auf jeden Fall länger vor als eine Woche, und ich hab mich dann nach dem ganzen Ein- und wieder Auspacken doch sehr auf die Gastfamilie bei der Sprachschule mit einem festen Zimmer für mehr als 2 Tage gefreut! Mit dem Essen habe ich mich in der Woche teilweise etwas schwer getan, weil es einfach eine große Umgewöhnung war. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der vielen Menschen, denen wir begegnen durften, war aber total überwältigend, und auch dass wir uns unter uns Siebenen so gut verstanden haben, war total schön! Die Woche hat meine Lust auf Mexiko auf jeden Fall verstärkt und meine Neugier geweckt!

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