September 2022

So schnell verging unser erster Monat in Mexiko und der September begann mit weiteren Stürmen und Gewittern und mit Goyo, dem Kater der Sprachschule, der es sich während so mancher Unterrichtstunden auf meinem Schoß bequem machte.

Neben Grammatik brachten uns die Sprachschullehrer/innen auch eine Menge über die Kultur, Geschichte und Tradition Mexikos bei. Mit dazu gehörte beispielsweisen auch der Kochunterricht. Am zweiten September bereiteten wir gemeinsam Tamales zu, überraschenderweise war es viel mehr Arbeit als gedacht. Dennoch hat sich die ganze Arbeit gelohnt und es war wirklich lecker:

 

 

 

Und hier kommt das Rezept zum Nachmachen:

Tamales verdes (grüne Tamales)

Tamales werden aus einem Maisteig zubereitet, der in eine Maisschale eingewickelt wird. In den Teig wird eine Speise oder ein Eintopf gegeben. In diesem Rezept geht es um die Zubereitung der sehr traditionellen „Tamales Verdes de Pollo“. Wir bereiten also zum einen das Hähnchen mit der grünen Soße zu und zum anderen die Tamale, in die wir das Hähnchen geben.

Zutaten für die Tamale:

– 1 kg Mehl für Tamales (Maismehl).

 

– ¼ kg Schmalz.

– 125 gr. Pflanzenfett (in Mexiko gibt es die Marke INCA).

– 1 Esslöffel Backpulver.

– 1 Bündel Tamale-Blätter (eingeweicht).

– Hühnerbrühe (zum Befeuchten des Teigs).

 

Zutaten für die Füllung (Huhn in grüner Soße):

– 1 Kilo grüne Tomaten

– 100 g Serrano- oder Jalapeño-Paprika.

– 1 Zwiebel.

– 1 oder 2 Knoblauchzehen.

– 1 ½ gekochte Hühnerbrust.

– Salz und Hühnerbrühe zum Abschmecken.

 

Wie man es zubereitet:

– Die Hähnchenbrust muss vorher gekocht werden, damit sie zum Zeitpunkt der Zubereitung der Tamales fertig und zerkleinert ist.

– Außerdem müssen die Maishülsen vorher gewaschen und mindestens 1 Stunde lang in Wasser eingeweicht werden.

– Grüne Tomaten, Chilischoten, Knoblauch und Zwiebeln in einem Mixer zu einer Soße zerkleinern. Diese Soße wird zusammen mit dem gekochten und zerkleinerten Huhn gebraten. Zum Schluss lässt man sie abkühlen, damit sie besser verwendet werden kann.

– Mischen Sie das Maismehl für Tamales mit der warmen Hühnerbrühe, um das Mehl zu befeuchten.

– Schmalz und das Pflanzenfett 10 bis 12 Minuten lang schlagen.

– Das eingeweichte Mehl und das Schmalz vermischen und das Backpulver hinzufügen. Alles mit einem Mixer gut verrühren.

– Zum Schluss nimmt man die eingeweichten Maisschalen, gibt etwas von dem Teig darauf und füllt sie nach Belieben mit dem Hähnchenfleisch in grüner Soße, dann wickelt man sie ein.

– Die eingewickelten Tamales werden in einen Dampfkochtopf gelegt, und wenn das Wasser kocht, werden sie „paraditos“, d. h. senkrecht in den Dampfkochtopf gestellt, für eine Stunde oder anderthalb Stunden mehr oder weniger. Um festzustellen, ob sie gar sind, nimmt man einen Tamale heraus und öffnet ihn. Wenn er sich von der Folie löst, sind sie fertig.

        Guten Appetit!

 

An einem anderen Abend wurden wir von dem Gastbruder von Greta, Lilli und Tabea eingeladen, seine Freunde kennenzulernen. Im Zentrum von Cuernavaca gewitterte es an diesem Abend schwer, sodass der Strom in allen umliegenden Häusern ausfiel. Später riefen wir im strömenden Regen ein Uber. Wie immer war die Fahrt sehr lustig. Aus Erfahrung bewerten wir die App Uber in Mexiko als eine durchaus sichere Fahrtmöglichkeit, da über die App der Standort des Ubers geteilt wird.

Wir fuhren durch den Platzregen in Cuernavaca, der Uberfahrer drehte die Musik auf. Wir hatten uns zu viert auf den Rücksitz gequetscht und sangen Shakira. Bei der Ankunft wurden wir von vielen mexikanischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen empfangen, wir rannten durch den Regen zum Haus und wurden freundlich begrüßt. Der Abend war lang, bestand aus tollen Gesprächen und interkulturellem Austausch. Es ist schön zu wissen, dass die Mexikaner, die wir kennenlernen durften, immer sehr offen gegenüber uns waren und außerdem viel Interesse an Gesprächen gezeigt haben. An dem Abend habe ich beinahe vergessen, dass ich gerade am anderen Ende der Welt bin und dass, auch wenn es scheinbar so viele Unterschiede gibt, der Großteil übereinstimmt. Sea lo que sea und trotz einiger Kommunikationsprobleme, am Ende waren wir doch alle einfach nur junge Leute, die getanzt und den Abend genossen haben.

So ähnlich ging es mir auch, als Eduardo (Gastbruder) uns mit zur Feria in Cuernavaca genommen hat. Eine Feria ist eine Kirmes oder wie man in Münster sagt, Send. In Mexiko werden zu allen möglichen Anlässen Ferias gefeiert, Feiertage, Patronalsfeste oder auch einfach nur so. In Mexiko finden sich immer Gründe zum Feiern, wie ich später noch so häufig feststellen würde. Auch in meinem Projekt in Ixmiquilpan habe ich gemerkt, dass Ferias wirklich sehr bedeutsam sind. Wird das Fest eines Heiligen, des Patrons eines Dorfes gefeiert, wird eine große Feria veranstaltet und am Abend beginnt der Auftakt zum Tanz, der dann bis in die frühen Morgenstunden dauert.

Die Feria in Cuernavaca war die erste Feria, auf der ich war: Es hat Ähnlichkeit mit Deutschland, ist aber trotzdem sehr individuell. Wo man nur hinschaut, wird Essen verkauft. Elotes (Maiskolben), panes dulces (süße Brote) und natürlich alles, was mit Tortillas zu tun hat. Mir stieg der Duft tausender verschiedener Produkte in die Nase, es roch nach Süßigkeiten, angebranntem Öl, Blumen und Mais. Es wird an hunderten von Ständen so viel Verschiedenes verkauft, dass man kaum weiß, wo man hinschauen soll. In Mexiko hatte ich oft das Gefühl, eine Überforderung positiver Eindrücke zu fühlen. Es ist bunt, laut, chaotisch. Ich fühlte mich eingesogen in einen Wirbel von Gerüchen, Gefühlen und Geräuschen. Beispielsweise hörte man die lauten Schreie der Personen, die in den Fahrgeschäften mitfuhren. Bezüglich der Fahrgeschäfte ist die Varietät ebenfalls so groß wie in Deutschland, nur, dass sie eben nicht vom Tüff geprüft sind.

Wir schlenderten einige Zeit über die Feria, lernten noch einen Freund von Eduardo kennen und blieben dann schlussendlich in einer Straßenecke stehen, um das Feuerwerk anzuschauen. Feuerwerk ist ebenfalls etwas sehr Charakteristisches für Mexiko. Zu jeder Art von Fest wird auch ein Feuerwerk veranstaltet. Dass, was ich aus Deutschland nur von Silvester kenne, gehört in Mexiko beinahe mit zum Alltag. Nachdem wir uns das Feuerwerk angeguckt hatten, verbrachten wir noch eine Weile beim Tanz (el baile). Die Mariachi spielten und die Menschen tanzten. Ich bewundere die Offenheit der Mexikaner zum Tanz sehr. Ob jung oder alt, viele Mexikaner haben das Tanzen früh gelernt und tanzen sehr gerne. Ob Cumbia, Salsa, Bachata, die Mariachi spielten auf und der Platz füllte sich mit tanzenden Pärchen. Die Menschen so freudig und mit so viel Hingabe tanzen zu sehen, erfüllt mich, seitdem ich es das erste Mal gesehen habe. Mittlerweile durfte ich selbst auch auf einigen fiestas und bailes tanzen, und auch wenn man kein Naturtalent ist, macht es wirklich Spaß. Und man tanzt weiter, auch wenn man müde wird.

Im September erreichte mich eine Nachricht aus Deutschland, die mich in Freude versetzte: Heriberto war bei meiner Familie eingezogen. Es ist ein unbeschreiblich neues Gefühl zu wissen, dass nun auch meine Eltern und Geschwister mit einem Mexikaner zusammenleben und so etwas über Mexiko und natürlich auch Ixmiquilpan, die Stadt meines Projektes, kennenlernen. Meine Mama erzählte mir, dass die Kommunikation noch etwas holprig lief, aber ich war sicher, dass es sich schon verbessern würde. Ich rief Heriberto an und wir wünschten uns gegenseitig viel Spaß für das kommende Jahr. Ein Jahr, dass ich in seiner Heimat und er in meiner verbringen würde.

Am 09. September hatten wir unser Abschlussessen in der Sprachschule. Es war der letzte richtige Tag, den wir mit den LehrerInnen verbrachten. Unsere Gasteltern hatten eine Menge Essen für das mexikanische Buffet vorbereitet und wir alle kleideten uns in den Farben der Mexiko Flagge, grün, weiß, rot. Jonna, Wiktoria und ich halfen unserer Gastmutter das Essen zur Sprachschule zu tragen. Als wir ankamen, war alles schon reichlich geschmückt: Die Mexiko-Flagge hing an der Wand und von der Decke baumelte unsere selbstgebastelte Pinata. Mexikanische Musik wurde aufgedreht und das Buffet eröffnet: Wir aßen Tacos Dorados, albóndigas (Frikadellen), Arroz con verduras (Gemüsereis), Salat und Tinga (Hühnchen). Und natürlich tranken wir Agua de Jamaica. Das Wasser wird durch die Hibiskusblüte rot gefärbt und nimmt ihren Geschmack an. Nach Bedarf wird es dann mit Zucker gesüßt. Während des Essens redeten wir nochmal ganz viel über alle tollen Erfahrungen, die wir während der Sprachschulzeit sammeln durften. Danach wurden uns feierlich unsere Zeugnisse überreicht und zur Feier des Tages haben wir die Pinata kaputt gemacht (Greta hat sie zerschlagen) und uns natürlich sehr über die Süßigkeiten gefreut.

Nach ein paar Abschlussfotos mit der ganzen Gruppe hieß es dann auch schon Abschied nehmen. Abschied von vier Wochen voller neuer Erfahrungen, Begegnungen, Cuernavaca und vor allem neuen Spanischkenntnissen. Der ein oder andere verdrückte beim Abschied sogar ein paar Tränchen. Aber Abschiede besiegeln ja auch immer einen Neubeginn. Jetzt sollte das Abenteuer nämlich erst richtig losgehen.

 

Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, wir genossen das letzte Frühstück mit unserer Gastmutter, verabschiedeten uns und stiegen zu Carlos in seine Camioneta, mit der er uns zum Busbahnhof fuhr. Erst spät, nämlich als wir bereits im Bus saßen, fiel uns auf, dass wir Tickets für den falschen Tag gebucht hatten. Ein Glück, dass es dem Busfahrer nicht aufgefallen war. So fuhren wir ohne gültiges Busticket nach Mexiko-Stadt, wo wir noch einen weiteren Tag verbringen würden. Auch in Mexiko-Stadt ist es empfehlenswert die App Uber zu nutzen. Da die Stadt so groß ist, muss man meist mindestens Distanzen von bis zu 30 Minuten einrechnen, wenn man an ein Ziel gelangen will. Günstiger ist es zwar Metro zu fahren (ein Ticket kostet 5 Pesos, umgerechnet etwa 25 Cent), jedoch gilt die Metro als unsicher und vor allem nachts ist davon eher abzuraten. Wir kehrten wieder in das Hotel ein, indem wir bereits unsere erste Nacht in Mexiko verbracht hatten und machten uns auf, um die Stadt zu erkunden. Unter anderem waren wir im Museo de Bellas Artes (sehr empfehlenswert) und sind durch das Zentrum gelaufen, um verschiedenes Essen zu probieren. Außerdem waren wir am Zócalo, dem zentralsten Platz in Mexiko-Stadt, der zu den bekanntesten Stadtplätzen der Welt zählt. Dort befindet sich unter anderem der Sitz des Präsidenten, das Rathaus sowie die Kathedrale von Mexiko-Stadt.

Am nächsten Tag hieß es Abschied auch voneinander nehmen. Es ging auf nach Hidalgo, auf in unsere Pfarreien und Projekte, auf an den Ort, wo wir das nächste Jahr verbringen würden. Der Tag war aufregend, wir nahmen schon vormittags die Busse, um am frühen Nachmittag in den Projekten anzukommen. Außerdem war es ein seltsames Gefühl nun an den Ort zurückzufahren, an dem ich zuvor noch mit meiner Vorfreiwilligen Laura war.

Als ich das erste Mal allein in El Fithzi, Ixmiquilpan ankam, stand die Sonne schon ganz hoch am Himmel und es war unglaublich warm. Die Stadt Ixmiquilpan liegt zwischen den Bergen in einem Tal. Daher sammelt sich hier des Öfteren einiges an Wärme an. Ich stiefelte beladen mit meinem Reiserucksack die Straßen bis zur Parroquia hoch. Und war angekommen. Es ist ein interessantes Gefühl, an einem Ort anzukommen, der noch vollkommen neu für dich ist, dabei jedoch zu wissen, dass er sich in einen Ort des Alltags verwandeln wird.

Ich fühlte mich schnell wohl. Die ersten Menschen, auf die ich traf begrüßten mich sehr freundlich und verwickelten mich schnell in Gespräche, ich hatte das Gefühl, dass sie Interesse an meinen Erzählungen zeigten, so wie ich an ihren. Bereits an Tag 1 verbrachte ich eine lange Zeit mit der Köchin und der Küsterin in quatschend in der Küche. Auch Padre Alex begrüßte mich herzlich. In der Messe am Abend traf ich sofort auf einige bekannte Gesichter, die ich aus meinen ersten Tagen hier kannte. Und später nahm der Padre mich mit zu seiner Familie nach Mixquiahuala, wo er den Montag, seinen freien Tag verbringt. Er gab mir die Chance seine Familie kennenzulernen. Das ich in den ersten Tagen nach meiner Ankunft nicht allein war, hat mir den Start ins Projektleben sehr vereinfacht. Als wir am Dienstagmorgen wieder zurückfuhren, machte mir der Padre einen Vorschlag: Die nächsten zwei Wochen würde ich ihn zunächst auf seine Messen begleiten, bevor ich mit meinen eigenen Aktivitäten starten würde. Und das tat ich auch: Zu der Gemeinde El Fitzhi gehören ca. 14 weitere Comunidades, in die der Padre fährt, um Messen zu feiern. Ich begleitete den Padre in die verschiedensten Dörfer und besuchte so viele Messen, wie noch nie in meinem Leben. Wir fuhren mit dem Auto durch die malerische Natur des Valle de Mezquital (das Tal, in dem sich Ixmiquilpan befindet): Wiesen, Berglandschaft, Sonnenschein, hier und dort mal eine Schafsherde. Manche der Dörfer haben winzige Kapellen oder feiern ihre Messen draußen auf Plastikstühlen, während andere Comunidades eigene kleine Kirchen haben. In dieser Anfangszeit lernte ich wunderschöne Bergdörfer kennen und begegnete Menschen, die in der Landwirtschaft oder im Handwerk arbeiten, kleine Läden haben oder auch selbstgemachte Speisen auf der Straße verkaufen. Das Konzept von Arbeit hier in Mexiko ist durch und durch anders als in Deutschland. Feste Jobs gibt es wenige und die Menschen suchen sich eben dort Arbeit, wo es sie gibt. In Mexiko werden Menschen sehr kreativ, um zu arbeiten und Geld zu verdienen: Sie verkaufen manchmal einfach das, was sie haben oder zubereiten können. Und es gibt durchaus nicht wenige, die von der Hand in den Mund leben. Die Einnahmen des Tages, müssen für diesen Tag oft ausreichen. Der Padre hat mir darüber sehr viel erklärt und ich bin dankbar für die Erfahrung, in so nahen Kontakt und Austausch mit den Menschen hier treten zu können. In jeder der Messen stellte ich mich vor und machte bereits im Vorfeld Ankündigungen für meine Deutsch- und Englischkurse, die ich bald in El Fithzi anbieten wollte. Ebenfalls durfte ich den Padre auf einige Segnungen von Häusern, Menschen oder auch Autos begleiten. Der christliche Glaube ist in Mexiko sehr stark verbreitet und es ist keine Seltenheit bei dem Kauf eines neuen Autos es durch einen katholischen Pfarrer segnen zu lassen. Dieses bedingungslose Vertrauen in Gott ist eines der Dinge, die uns als Mexikofreiwillige sehr begleiten, da wir ständig damit in Berührung sind. Es kann genauso schön wie auch herausfordernd sein, ich glaube, dass Respekt und Toleranz dabei das Wichtigste sind. Ich wurde in allen Comunidades mit einer großen Offenheit und mit einer großen Freundlichkeit begrüßt, sodass ich bereits in den ersten Wochen einige gute Kontakte knüpfen konnte und dafür bin ich auch im Nachhinein noch dankbar.

Am 15. September war der dia de independencia, der Unabhängigkeitstag Mexikos. Den ganzen Tag lang hörte man bereits Böller in den Straßen explodieren, wie gesagt, die Mexikaner feiern alles mit vieeeel Feuerwerk. Die mexikanische Flagge findet sich, wo man nur hinschaut und die Menschen treffen sich in ihren Häusern, um um Mitternacht gemeinsam den „grito de independencia“ (den Schrei der Unabhängigkeit) erklingen zu lassen. Bei dieser sogenannten fiesta mexicana gibt es natürlich auch typisches Essen: Pozole ist ein Eintopf mit Hühner- oder Schweinefleisch, Mais, verschiedenem Gemüse, Radieschen, Kopfsalat, Zwiebeln und Limetten. Man unterscheidet zwischen pozole verde, die grüne Chilli beinhaltet und pozole rojo, die mit roter Chilli zubereitet wird. Weiße Pozole dagegen ist ungewürzt. Dazu werden frittierte Maistortilla (Tostadas) gereicht.

Ich wurde am Dia de Independencia nach der Messe von einigen Gemeindemitgliedern eingeladen, mit auf eine fiesta mexicana zu kommen. Wir stiegen in das Auto ein und ich war schon gespannt, wo es wohl hingehen würde. In Mexico laden die Leute sehr gerne andere Leute ein, jegliche Feste sind immer groß, es gibt viel zu essen und wenn du möchtest, kannst du deine eigenen Bekannten auch mitbringen, auch, wenn sie gar nicht eingeladen sind. Wir fuhren los, um eine Ecke und das Auto hielt an. Wir haben doch wohl nichts vergessen?, dachte ich. Hatten wir auch nicht. Die Autofahrt hatte genau eine Minute gedauert und wir waren am Ziel angekommen. Auch eine Erkenntnis, die ich nach ein paar Tagen ziemlich schnell hatte: In Mexiko fährt man wirklich überall mit dem Auto hin. Auch wenn man wahrscheinlich laufen könnte.

Hier noch ein Bild von meinem Dia de independencia:

Kurz darauf, etwa zwei Tage später, fand unser erstes Freundschaftstreffen des Verein „Animo e.V.“ in Progreso, Tabeas Projektort, statt. Bei diesen Treffen, die alle zwei Monate stattfinden, treffen sich alle ehemaligen Deutschlandfreiwilligen aus Mexiko, die aktuellen Mexikofreiwilligen aus Deutschland, ihre Gastfamilien und Freunde der verschiedenen Gemeinden, um interkulturellen Austausch zu betreiben. Es war das erste Mal, dass wir uns sechs nach der Ankunft in unseren Projekten wiedertrafen. Und es war auch schön mexikanische Freiwillige wiederzutreffen, die wir davor schon in Deutschland kennengelernt hatten. Der Tag bestand aus einigen Kennlernspielen, einer Eucharistiefeier und alle Freiwilligen, Mexikaner und Deutsche, durften von ihren Erfahrungen berichten. Es ist sehr schön auf so viele Menschen zu treffen, die entweder selbst mal in Deutschland waren oder viele deutsche Freiwillige in Mexiko kennengelernt haben.

Die Woche darauf verschlug es mich erneut nach Progreso, diesmal allerdings mit dem Padre. Wir waren unterwegs zur Asamblea Diocesana, einem Treffen des gesamten Bistums Tula, bei dem das Jahr 2023 geplant werden sollte. Da wir ja alle in Pfarreien des Bistums arbeiten, traf ich so auch wieder auf meine Mitfreiwilligen. Die Asamblea sollte fünf Tage dauern, in denen beraten, diskutiert und präsentiert wurde. Wir lernten so gut wie alle Padres des Bistums kennen, es gab gutes Essen und in den Pausen Tanz und Animation. Das hier viel zu Kirchenliedern getanzt wird, wird mich in meiner Zukunft im Kirchenchor noch viel begleiten, dass wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Es macht aber erstaunlich viel Spaß. Wir redeten mit Ordensschwestern und Seminaristen (Männer, die in der Ausbildung zum Pfarrer sind). Und zusätzlich wurden wir für die Facebook Seite des Bistum Tula interviewt.

Ende September begann ich dann mit meinen Englisch- und Deutschkursen. Und ich hatte echt viele Anfragen. Bis zu 35 Leute kamen zu meinem Englischkurs ungefähr genauso viele auch zu den Deutschklassen. Ich freute mich riesig, dass das Interesse so groß war und begann sehr motiviert mit der Planung meines Unterrichts. Ich begann mehr und mehr mit weiteren Aktivitäten, war in der Jugendgruppe dabei, ging zu meinen ersten Chorproben, lernte die Messdiener kennen und durfte das erste Mal mit auf Kranken- und Armenbesuche gehen sowie Essenspenden verteilen. Der September endete so ganz anders, als er begonnen hatte, aber ich startete vorfreudig in meinen Freiwilligendienst!

August 2022

Mitten in der Nacht kamen wir in Cuernavaca an und wurden von Carlos, unserem Sprachlehrer vom Busbahnhof abgeholt. Da wir in unserer ersten Woche so viel gereist waren, war es schön, unsere Sachen auspacken zu können. Hier würden wir jetzt einen Monat bleiben.

Am ersten Morgen wurden wir sehr freundlich von allen Lehrerinnen und Lehrern der Sprachschule empfangen und Carlos machte mit uns eine Tour durch die Stadt, um uns alles Nennenswerte zu zeigen. Cuernavaca ist die Hauptstadt von Morelos und hat viel Kultur zu bieten: Unter anderem bietet die Stadt den Palacio Cortes, Sitz des spanischen Eroberers Hernán Cortes, fertiggestellt im 16. Jahrhundert sowie die Kathedrale Catedral de la Asunción de María, die UNESCO-Weltkulturerbe ist. Zudem konnten wir auch den Jardín Borda, einen botanischen Garten besuchen.

Die Stadt ist sehr bergig gelegen, daher gibt es viele steile Straßen, in denen sogenannte Barrancas, Schluchten liegen. Diese führen Wildwasser und gehören mit zu den Touristenattraktionen des Landes. Leider sind jedoch auch einige der Schluchten von Verschmutzung betroffen.

Schon schnell wurde uns klar, wo wir uns außerhalb unserer Gastfamilien gerne trafen. Direkt um die Ecke gab es eine Taqueria, „La Gringa“, dort wurde alles angeboten, was mit mexikanischer Küche zu tun hatte. Im Nachhinein würde ich sagen, dass dieses Taco-Restaurant für uns den Startschuss gegeben hat, um mexikanisches Essen auf eigene Faust kennenzulernen. Und diese Taqueria war manchmal sogar bis tief in die Nacht geöffnet. In unserem Monat in Cuernavaca probierten wir uns einmal durch die ganze Speisekarte.

Ich erlebte Cuernavaca als eine fröhliche, laute und nie schlafende Stadt: Die Straßen waren gefüllt von Menschen, überall konnte man regionale Produkte und Kunsthandwerksartikel (Artesanía) kaufen. An Straßenecken wurde Musik gespielt und es wurden Bücher und Schmuck angeboten. Ein sehr beeindruckendes Erlebnis, war unser Besuch auf dem Wochenmarkt in Cuernavaca: Es war voll, laut und eng. Unmengen an Gemüse, Obst, Kräutern, Fleisch, Gewürzen und anderen Artikeln strömte förmlich auf uns ein. Die Gerüche vermischten sich: Wenn es gleichzeitig nach Blumen, Trockenobst, Lederschuhen und Schweinefleisch riecht, ist man wohl auf einem Markt mitten in Mexiko. Die Händler rufen laut, um ihre Waren anzupreisen. Wir kauften einen Blumenstrauß für unsere Gastmutter, ein paar frische Mangos, Avocados und Minibananen (platanos dominicos).

In der Sprachschule begann der Unterricht jeden Tag um 9 und endete um 14 Uhr. Neben den Spanischklassen bekamen wir auch viele Einblicke in Kultur, Gesellschaft, Historie sowie Essen und Trinken.

Wir wurden je nach Spanischkenntnissen in verschiedene Gruppen eingeteilt und sollten

während unserer Zeit in Cuernavaca Tagebuch auf Spanisch schreiben. Der Unterricht war sehr bereichernd, wir hatten immer sehr angeregte Gespräche mit den LehrerInnen und neben Grammatik und Rechtschreibung konnten wir uns über die Kultur Deutschlands und die Kultur Mexikos austauschen.

Eine Kleinigkeit, die uns jedoch noch sehr beschäftige und dringend anstand, war unser Visum: Es war der erste Mittwoch in der Sprachschule, aber schon um elf Uhr war der Unterricht vorbei. Carlos lud uns alle in seine Camioneta und wir fuhren zu Oficina de Migración. Wir mussten eine Weile draußen in der Hitze warten, bis uns die Beamten hineinließen. Schließlich wurden wir hereingelassen und all unsere Dokumente geprüft. Leider hatten wir ein Dokument vergessen, also mussten wir es alle neu ausfüllen und auf die Suche nach einem Laden gehen, wo man ausdrucken konnte. Dadurch verloren wir etwas Zeit. Mittlerweile stand die Sonne hoch am Himmel und es war richtig warm. Als wir endlich mit allen ausgedruckten Dokumenten zurück kamen, wurde alles nochmal überprüft und wir bekamen eine Quittung mit, der wir zur Bank fahren sollten, um das Geld für das Visum zu überweisen. Aber nur Tabea und Greta konnten schon los zur Bank, weil unsere Dokumente nochmal überprüft werden mussten.

Also warteten wir. Und warteten. Und warteten. Es war schon spät. Schließlich kamen Greta und Tabea zurück und die Beamtin teilte uns mit, dass wir nun auch zur Bank fahren konnten, obwohl sie vorher das Gegenteil behauptet hatte. Endlich fuhren wir zur Bank, es gab eine endlose Schlange. Um drei Uhr nachmittags hatten wir endlich unser Geld überwiesen, fuhren zurück zur Oficina.

Dort kamen Greta und Tabea mit ihrem Visum aus dem Gebäude, dann schloss der Beamte die Tür. Die Oficina war zu. „Kommt doch bitte morgen wieder.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und wir standen da wie angewurzelt. Vorfreudig auf den nächsten Tag, an dem wir erneut einige Stunden warten mussten. Am Ende habe ich irgendwie mein Visum bekommen. Keine Ahnung wie, es waren viele Dokumente, viel Hin- und Her und vor allem stundenlanges Warten. Aber ihr könnt euch vorstellen, wie glücklich wir waren, als wir nach drei Besuchen der Oficina de Migración endlich eine grüne Karte hatten.

 

 

 

 

Am Freitag veranstalteten wir eine Kinonacht in der Sprachschule und schauten uns den Film „Coco“ an, der anschaulich für Kinder die mexikanische Tradition des „Dia de los muertos“ erklärt. Der Dia de los muertos ist im November, die Menschen gedenken ihren Verstorbenen, schmücken feierlich die Friedhöfe und stellen Altäre (sog. Ofrendas) in ihren Häusern auf. Den Film in Mexiko zu schauen, war ein tolles Erlebnis. An diesem Abend probierten wir Mezcal, ein Schnaps, der aus dem Fruchtfleisch der Agave gewonnen wird und aus dem Bundesstaat Oaxaca kommt. Mezcal schmeckt nach Rauch und brennt wie Feuer auf der Zunge. Aber mit Limette ging es einigermaßen.

An unserem zweiten Wochenende in Cuernavaca machten wir einen Ausflug nach Xochicalco, eine archäologische Stadt, die noch vor den Azteken existierte und dessen Blütezeit zwischen 700 und 900 nach Christus war. Unser erster Weg führte uns in ein Museum, dass eine Reihe an Figuren und Symbolen aus der Zeit Xochicalcos ausstellt. Glücklicherweise war Carlos dabei, der uns sehr viele historische Eckdaten nennen und uns wichtige indigene Symbole erklären konnte. Beispielsweise gehört die Schlange zu den wichtigsten Symbolen und wird sehr positiv interpretiert. Zu den häufigsten Symboliken gehören die gefederte Schlange, Muscheln und die Wasserwelt. In den Fokus des Lebens wurde zentral die Wichtigkeit der Natur gestellt, ebenso gab es Gottesfiguren, an denen man viele der genannten Symbole ablesen konnte. Xochicalco gilt als Ort der frühen Sportler, Poeten, Wissenschaftler und auch Künstler. Die Gesellschaft Xochicalcos zeigte sich als durchaus weit entwickelt und im Austausch jedoch auch Konflikt mit anderen Völkern. Die Pyramiden, die wir besichtigt haben, lagen hoch in den Bergen und man hatte einen tollen Ausblick auf Cuernavaca. Etwas Enttäuschung kam leider auf als Carlos zugab, dass nicht wirklich alle Steine echt sind. Aber im Anbetracht all der Zeit, die vergangen ist, seitdem der Staat Xochicalcos lebendig war, ist es doch verständlich. Der Aufbau der Gesellschaft glich einer Hierarchie, Zugang zur Pyramide wurde daher nur den Höherrangigen gestattet. Astronomisch waren die Bewohnern Xochicalcos weit fortgebildet, sie verfügten sogar über ein Observatorium als Messort für Zeit und Tagesverlauf.

Am Ende des Ausfluges waren wir sehr beeindruckt, wie reich an Wissenschaft, Tradition, Architektur und Gesellschaftsstruktur diese Stadt einmal war. Dies ist ein Ausdruck für die Relevanz der Mestizaje für die mexikanische Kultur, d. h. die Wichtigkeit des Zusammenwirkens zwischen indigener Kultur und spanischen Einflüssen wird deutlich.

In der Sprachschule hatten wir verschiedenste Aktivitäten, beispielsweise durften wir auch unsere eigenen Piñatas basteln: Wir füllten Tonkrüge mit Süßigkeiten, beklebten sie mit Zeitungspapier und danach schmückten wir sie mit buntem Kreppband. Die Arbeit lohnt sich sehr, denn die Piñatas sahen wirklich sehr schön aus.

 

Eine der Piñatas nahmen wir mit, als wir gemeinsam mit Carlos die Institution „Nuestros Pequeños Hermanos“ in Miacatlán besuchten. Auf dem Campus des “Casa San Salvador” wohnen seit 1970 Kinder und Jugendliche, die aus schwierigen Verhältnissen kommen oder keine Eltern mehr haben. Hier leben sie in einer großen Gemeinschaft, gehen zur Schule, essen zusammen und haben noch viele weitere Möglichkeiten wie gemeinsam Sport oder Musik zu machen. Für uns war unser Besuch dort etwas ganz Besonderes: Wir wurden von einigen Mädchen zwischen 7 und 9 Jahren empfangen, haben gemeinsam mit ihnen die Piñata zerschlagen und zusammen Fußball gespielt. Danach haben wir von einer älteren Schülerin eine Tour über das Gelände bekommen. Die Hacienda verfügt über Schwimmbad, einen Sportplatz, einen Speisesaal, verschiedene Schulgebäude, eine Kirche, ein Krankenhaus sowie Schlafgebäude, in denen die Kinder und Jugendlichen wohnen. Zuletzt durften wir auch die zurzeit jüngsten Kinder zwischen 3 und 5 Jahren kennenlernen und haben etwas mit ihnen gespielt. Wir haben uns sehr über die Offenheit und Neugierde der Kinder gefreut und die Stunden, die wir dort verbringen durften waren eine einmalige Erfahrung.

 

Die Organisation „Nuestros pequeños hermanos“ ist eine internationale Institution mit weiteren Standorten in México selbst, sowie auch Guatemala, Honduras, Nicaragua, El Salvador und anderen Ländern Lateinamerikas. Informiert euch gerne über folgenden Link: http://www.nph-mexico.org/

Ebenfalls möchte ich von unserem Ausflug nach Tepoztlán erzählen, dass zu den pueblos mágicos, d.h. zu den magischen Dörfern gehört. Aufgrund ihrer präsenten indigenen Kultur, des Kunsthandwerkes und wunderschönen Natur, werden diese Dörfer so genannt. Wir liefen ins Zentrum, dort gab es einen großen Markt und viele verschiedene Läden, wo man alles Mögliche kaufen konnte: Bunte Ketten, Tassen, traditionelle Masken, Essen und vieles mehr. Vor allem beeindruckte mich die Natur, in der das Dorf lag. Rundherum Berge, und viel Grün. Einige von uns stiegen auf einen der Berge, denn hoch oben kann man eine archäologische Zone sehen. Leider kamen sie nicht so weit, denn aufgrund von Corona war die Besichtigung noch immer nicht möglich. Aber dafür hat Tepoztlán eine tolle Aussicht von den Bergen zu bieten. Tepotzlán ist berühmt für seine indigene Kultur, die archäologische Zone sowie seinen Karneval. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!

 

 

 

Meine erste Woche México

Die Zeit verging wie im Flug und schon sind meine ersten zwei Monate in Mexico rum. Ich glaube ich habe selten zuvor so viele neue Eindrücke gewonnen und Dinge erlebt. Aber beginnen wir von vorne:

Woche 1

  1. 08. 2022, Abreisetag:

Wir trafen uns an diesem Tag alle sechs mit unseren Familien und Freunden am Check-In und schon begann das große Auf Wiedersehen. Am Gate hatten wir genug Zeit, um unseren Instagram Account, @apropos.mexico zu starten (folgt uns gerne :D). Der erste Flug dauerte nur eine Stunde, dann waren wir auch schon in Amsterdam, Aufenthaltsdauer 7 Stunden. Wir saßen lange am Gate und mir wurde so richtig bewusst, dass der nächste Flieger, in den ich steigen sollte, nach Mexiko ging. Um 22 Uhr ging dann endlich das Boarding los, der zwölfstündige Flug verlief entspannt. Etwa um 3 Uhr nachts setzte der Flieger zur Landung an und nun konnte man vom Fenster aus schon die Lichter Mexiko-Stadts sehen, es war unglaublich. Angekommen am Flughafen mussten wir noch durch die Einreisekontrolle, aber das bewältigten wir alle einwandfrei. Unsere Koffer warteten schon auf uns, dann mussten wir nur noch durch eine Tür, hinter der wir schon lautstark von den ehemaligen Freiwilligen empfangen wurden. Es war ein einzigartiges Gefühl, die lange Reise hinter sich zu haben und nun wirklich angekommen zu sein. Es ging mit einigen Uber ins Hotel, auf der Fahrt stapelten wir nicht nur das Gepäck, sondern auch uns. Das Hotel war echt schön und gleichzeitig anders, als ich erwartet hatte: Blumenranken und traditioneller mexikanischer Schmuck. In den paar Stunden, die von der Nacht blieben, konnte ich nicht wirklich schlafen, vermutlich, weil ich im Flugzeug schon genug geschlafen hatte, vielleicht auch, weil ich viel zu sehr darüber nachdenken musste, dass ich nun wirklich in Mexiko war.

07.08.2022

Am nächsten Morgen trafen wir uns mit allen ehemaligen Freiwilligen in der Lobby, um gemeinsam zu frühstücken. Dort habe ich meine ersten mexikanischen Chilaquiles verdes con huevo gegessen: Sieht matschig aus, ist aber sehr lecker. Es besteht praktisch aus getrockneten Tortilla, die in grüner Chilisoße aufgeweicht werden. Dazu ein Spiegelei.

Nach dem Frühstück hieß es auch schon Abschied voneinander nehmen, wir riefen ein Uber, dass uns zum Terminal Norte, dem nördlichsten Busbahnhof in Mexiko-Stadt brachte. Der Bus nach Ixmiquilpan ging um 13 Uhr. Da Ixmiquilpan auf dem Weg nach Cardonal liegt, fuhren wir zu viert: Farian und Wiktoria nach Cardonal, Laura und ich nach Ixmi.

Die Aussicht aus dem Fenster war einmalig und in den drei Stunden Fahrt wurde die Landschaft zunehmend immer bergiger. Manchmal standen Jongleure und Feuerspucker mitten auf der Straße. Angekommen in der Parroquia wurde Laura, als ehemalige Freiwillige, schon von vielen Gemeindemitgliedern angesprochen und sie stellte mich ihnen vor. Das Pfarrhaus in dem ich nun vorerst leben werde ist sehr schön: Ein kleiner Garten voller Blumen und Pflanzen. Sofort lernte ich die Haushälterin kennen, sie ist sehr offen und herzlich und hieß mich willkommen.

Doch wir blieben nicht lange in der Parroquia, sondern brachen direkt zu der Abschiedsfeier eines mexikanischen Freiwilligen auf, der in ein paar Tagen nach Deutschland reisen würde. Es war wirklich spannend, direkt am ersten Tag auf eine mexikanische Familienfeier eingeladen zu werden. Die Feier fand im Haus seiner Großmutter statt. Laura und ich kamen rein und wurden von ca. 15 Familienmitgliedern begrüßt. Und natürlich gab es sofort etwas zu essen für mich: Mole verde mit Reis und Spiegeleiern. Mole ist ein sehr typisches mexikanisches Gericht, es besteht aus sehr vielen verschiedenen Zutaten und Gewürzen und wird mit Wasser angerührt. Ich aß nicht sehr viel davon, denn Mole kann dem Magen Probleme bereiten, wenn man es nicht gewöhnt ist. Zum Nachtisch gab es noch Eis am Stiel und die Familie begleitete uns mit dem Auto zurück zur Parroquia. Am selben Abend lernte ich meinen Padre kennen und er begrüßte mich mit Freude in der Gemeinde. Später gingen wir noch in die sieben Uhr Messe, sie dauerte anderthalb Stunden. Es wurden fröhliche Lieder gesungen und die einige Gemeindemitglieder teilten ihre Anliegen mit uns. Den Abend verbrachten wir mit Lauras Gastfamilie in der Parroquia.

An meinem zweiten Tag in Ixmiquilpan zeigte mir Laura das Zentrum der Stadt. Irgendwie war alles neu und ein bisschen überwältigend. Es gibt einen riesigen Markt, auf dem alles Mögliche angeboten wird: Unglaublich viel verschiedenes Gemüse, Obst, Kräuter und Gewürze. Ich glaub ich habe selten so viele Produkte und so viel Auswahl auf einmal gesehen. Laura zeigte mir das Zentrum für Hñähñü (die indigene Sprache, die regional viel gesprochen wird). Ich hätte Lust, dort zu arbeiten. Später kauften wir uns einen Liter agua de jamaica, ein süßes rotes Getränk, dass aus der getrockneten Hibiskusblüte gewonnen wird. Wir schauten uns eine Prozession der Gemeinde im Zentrum an, später am Abend wurden wir noch von drei Familien eingeladen. Es war schön, so viele Menschen kennenzulernen. Gleichzeitig war ich sehr müde, durch die vielen neuen Eindrücke. Auf einem Bauernhof spielten wir gemeinsam mit einer Familie Gesellschaftsspiele und danach gab es noch ein Festessen. Dass Essen in Mexiko eine wirklich wichtige Rolle spielt, sollte mir später immer mehr bewusstwerden.

Nach zwei Tagen in der Parroquia, machten Laura und ich uns am 09.08. auf den Weg nach Cardonal, wo wir auf die anderen ehemaligen und neuen Freiwilligen trafen. Es war echt schön, nach den vielen neuen Erlebnissen die anderen wiederzusehen, zu reden und sich über alles auszutauschen. Wir verbrachten den Abend bei der Familie Moreno. Sie luden uns zum Abendessen ein und wir genossen die Zeit mit mexikanischen Köstlichkeiten und Gitarrenmusik.

Ein paar von uns übernachteten im Haus der Morenos, ich schlief bei Wiktoria in der Parroquia de Cardonal. Am nächsten Morgen gab es ein buntes mexikanisch-deutsches Frühstück. Danach wurden wir von einem Kombi abgeholt und fuhren durch die tolle Berglandschaft nach La Gloria, einen wunderschönen Ort mit natürlichen heißen Quellen. Der Ausblick war wunderschön, nach einiger Zeit wurde es bergiger, überall Kakteen, Palmen, Berge und sonnige Luft. Bei einem Halt machten wir ein Gruppenfoto.

In la Gloria blieben wir eine Nacht im Hotel. Es ist ein echt schöner Ort: Kristallblaues Wasser, Palmen, Naturstein. Und das Wasser ist heiß. Weiter unten war ein kristallblauerblauer Fluss, wir verbrachten mehrere Stunden im Wasser und auch als es dunkel wurde, blieben wir noch eine Weile.

Am Tag darauf ging es zurück nach Cardonal, frühstückten dort und verabschiedeten uns von der Familie Moreno. Dann ging es mit dem nächsten Kombi auf nach Pachuca de Soto, der Hauptstadt des Bundesstaates Hidalgo. Dort wollten wir die nächsten zwei Tage verbringen, es ging darum, dass Visum für unser Jahr zu beantragen. In Pachuca füllten wir alle nötigen Dokumente aus und verbrachten einen letzten schönen Abend mit Burgern und einem Kicker-Turnier mit den ehemaligen Freiwilligen. Leider verlief unser Termin am nächsten Tag in der Oficina de Migración ohne Erfolg und somit ohne Visa für uns. Wir würden unsere Visa dann an unserem nächsten Aufenthaltsort, in Cuernavaca beantragen. Um uns etwas aufzuheitern, besuchten wir die Basaltprismen in Santa Maria Regla. Es sind Lavasäulen, die seit vielen Millionen von Jahren bestehen.

Danach waren wir noch im Pueblo Mágico Huasca. Pueblos Mágicos sind kleine Dörfer, reich an Kultur, Tradition und Natur. Diese Dörfer gibt es in ganz Méxiko, viele sind zwar sehr touristisch, aber trotzdem schön. Am Abend hieß es schließlich Abschied von den ehemaligen Freiwilligen nehmen. Sie hatten uns eine Woche lang alles gezeigt und erklärt, jetzt mussten wir allein in Mexiko klarkommen. Unsere Reise führte uns jetzt nach Cuernavaca, in die Sprachschule.

Eine Woche noch…

¡Hola a todos!

Ich bin Meret, 22 Jahre alt und die neue Freiwillige in Ixmiquilpan, Hidalgo. In diesem Blog möchte ich euch auf meinem Weg in einem Jahr voll neuer Eindrücke, Erfahrungen und Abenteuer in Mexiko mitnehmen. Vor ungefähr einem Jahr habe ich einen neuen Schritt gewagt und mich für einen Freiwilligendienst nach meinem Bachelorabschluss beim Bistum Münster beworben. Einige Monate und Erlebnisse später stehe ich nun hier und kann sagen: Ich darf als eine von 6 neuen Freiwilligen in Mexiko ein Jahr lang in einer Gemeinde arbeiten, Kulturen und Menschen kennenlernen und mich neuen Herausforderungen stellen.

So viele Monate lang haben wir uns gemeinsam auf die Reise vorbereitet, haben auf drei verschiedenen Seminaren miteinander und voneinander gelernt und nun ist es so weit: In einer Woche, am 06.08.22, geht das Abenteuer los. Meine Gefühle und Gedanken sind gemischt, noch realisiere ich nicht wirklich, dass ich schon in kurzer Zeit am anderen Ende der Welt sein werde. Das Jahr, das vor mir liegt, wirkt noch fern und doch nah, wenn ich daran denke, wie ausführlich die Vorbereitung darauf war. Es ist eine große Chance, die ich nutzen will.

Nun stehen Abschiede bevor. Zu gehen, bedeutet aber nicht nur „Leb wohl“, sondern auch „Auf Wiedersehen.“ Und der Abschied ist kein Ende, sondern der Aufbruch zu etwas Neuem. Ähnlich geht es wahrscheinlich den aktuellen Freiwilligen in Mexiko, die bald wieder zurück nach Deutschland aufbrechen. Sie werden uns in unserer ersten Woche in den Projekten begleiten, uns einarbeiten und alles zeigen. Und dann steht auch ihnen der Abschied bevor und für uns geht es für einen Monat in die Sprachschule nach Cuernavaca. Der Perspektivwechsel ist groß. Ich freue mich auf die Arbeit vor Ort und besonders auf den Chor in meiner Gemeinde El Fitzhi. In 12 Monaten werde ich eine unvergessliche Zeit hinter mir haben, die ich hier festhalten möchte.

Jetzt – in meiner letzten Woche in Deutschland – heißt es packen und die Zeit mit meiner Familie und Freunden genießen. Bald melde ich mich wieder, dann mit meinem ersten Beitrag aus Mexiko!

Saludos y hasta pronto 😀