September 2022

So schnell verging unser erster Monat in Mexiko und der September begann mit weiteren Stürmen und Gewittern und mit Goyo, dem Kater der Sprachschule, der es sich während so mancher Unterrichtstunden auf meinem Schoß bequem machte.

Neben Grammatik brachten uns die Sprachschullehrer/innen auch eine Menge über die Kultur, Geschichte und Tradition Mexikos bei. Mit dazu gehörte beispielsweisen auch der Kochunterricht. Am zweiten September bereiteten wir gemeinsam Tamales zu, überraschenderweise war es viel mehr Arbeit als gedacht. Dennoch hat sich die ganze Arbeit gelohnt und es war wirklich lecker:

 

 

 

Und hier kommt das Rezept zum Nachmachen:

Tamales verdes (grüne Tamales)

Tamales werden aus einem Maisteig zubereitet, der in eine Maisschale eingewickelt wird. In den Teig wird eine Speise oder ein Eintopf gegeben. In diesem Rezept geht es um die Zubereitung der sehr traditionellen „Tamales Verdes de Pollo“. Wir bereiten also zum einen das Hähnchen mit der grünen Soße zu und zum anderen die Tamale, in die wir das Hähnchen geben.

Zutaten für die Tamale:

– 1 kg Mehl für Tamales (Maismehl).

 

– ¼ kg Schmalz.

– 125 gr. Pflanzenfett (in Mexiko gibt es die Marke INCA).

– 1 Esslöffel Backpulver.

– 1 Bündel Tamale-Blätter (eingeweicht).

– Hühnerbrühe (zum Befeuchten des Teigs).

 

Zutaten für die Füllung (Huhn in grüner Soße):

– 1 Kilo grüne Tomaten

– 100 g Serrano- oder Jalapeño-Paprika.

– 1 Zwiebel.

– 1 oder 2 Knoblauchzehen.

– 1 ½ gekochte Hühnerbrust.

– Salz und Hühnerbrühe zum Abschmecken.

 

Wie man es zubereitet:

– Die Hähnchenbrust muss vorher gekocht werden, damit sie zum Zeitpunkt der Zubereitung der Tamales fertig und zerkleinert ist.

– Außerdem müssen die Maishülsen vorher gewaschen und mindestens 1 Stunde lang in Wasser eingeweicht werden.

– Grüne Tomaten, Chilischoten, Knoblauch und Zwiebeln in einem Mixer zu einer Soße zerkleinern. Diese Soße wird zusammen mit dem gekochten und zerkleinerten Huhn gebraten. Zum Schluss lässt man sie abkühlen, damit sie besser verwendet werden kann.

– Mischen Sie das Maismehl für Tamales mit der warmen Hühnerbrühe, um das Mehl zu befeuchten.

– Schmalz und das Pflanzenfett 10 bis 12 Minuten lang schlagen.

– Das eingeweichte Mehl und das Schmalz vermischen und das Backpulver hinzufügen. Alles mit einem Mixer gut verrühren.

– Zum Schluss nimmt man die eingeweichten Maisschalen, gibt etwas von dem Teig darauf und füllt sie nach Belieben mit dem Hähnchenfleisch in grüner Soße, dann wickelt man sie ein.

– Die eingewickelten Tamales werden in einen Dampfkochtopf gelegt, und wenn das Wasser kocht, werden sie „paraditos“, d. h. senkrecht in den Dampfkochtopf gestellt, für eine Stunde oder anderthalb Stunden mehr oder weniger. Um festzustellen, ob sie gar sind, nimmt man einen Tamale heraus und öffnet ihn. Wenn er sich von der Folie löst, sind sie fertig.

        Guten Appetit!

 

An einem anderen Abend wurden wir von dem Gastbruder von Greta, Lilli und Tabea eingeladen, seine Freunde kennenzulernen. Im Zentrum von Cuernavaca gewitterte es an diesem Abend schwer, sodass der Strom in allen umliegenden Häusern ausfiel. Später riefen wir im strömenden Regen ein Uber. Wie immer war die Fahrt sehr lustig. Aus Erfahrung bewerten wir die App Uber in Mexiko als eine durchaus sichere Fahrtmöglichkeit, da über die App der Standort des Ubers geteilt wird.

Wir fuhren durch den Platzregen in Cuernavaca, der Uberfahrer drehte die Musik auf. Wir hatten uns zu viert auf den Rücksitz gequetscht und sangen Shakira. Bei der Ankunft wurden wir von vielen mexikanischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen empfangen, wir rannten durch den Regen zum Haus und wurden freundlich begrüßt. Der Abend war lang, bestand aus tollen Gesprächen und interkulturellem Austausch. Es ist schön zu wissen, dass die Mexikaner, die wir kennenlernen durften, immer sehr offen gegenüber uns waren und außerdem viel Interesse an Gesprächen gezeigt haben. An dem Abend habe ich beinahe vergessen, dass ich gerade am anderen Ende der Welt bin und dass, auch wenn es scheinbar so viele Unterschiede gibt, der Großteil übereinstimmt. Sea lo que sea und trotz einiger Kommunikationsprobleme, am Ende waren wir doch alle einfach nur junge Leute, die getanzt und den Abend genossen haben.

So ähnlich ging es mir auch, als Eduardo (Gastbruder) uns mit zur Feria in Cuernavaca genommen hat. Eine Feria ist eine Kirmes oder wie man in Münster sagt, Send. In Mexiko werden zu allen möglichen Anlässen Ferias gefeiert, Feiertage, Patronalsfeste oder auch einfach nur so. In Mexiko finden sich immer Gründe zum Feiern, wie ich später noch so häufig feststellen würde. Auch in meinem Projekt in Ixmiquilpan habe ich gemerkt, dass Ferias wirklich sehr bedeutsam sind. Wird das Fest eines Heiligen, des Patrons eines Dorfes gefeiert, wird eine große Feria veranstaltet und am Abend beginnt der Auftakt zum Tanz, der dann bis in die frühen Morgenstunden dauert.

Die Feria in Cuernavaca war die erste Feria, auf der ich war: Es hat Ähnlichkeit mit Deutschland, ist aber trotzdem sehr individuell. Wo man nur hinschaut, wird Essen verkauft. Elotes (Maiskolben), panes dulces (süße Brote) und natürlich alles, was mit Tortillas zu tun hat. Mir stieg der Duft tausender verschiedener Produkte in die Nase, es roch nach Süßigkeiten, angebranntem Öl, Blumen und Mais. Es wird an hunderten von Ständen so viel Verschiedenes verkauft, dass man kaum weiß, wo man hinschauen soll. In Mexiko hatte ich oft das Gefühl, eine Überforderung positiver Eindrücke zu fühlen. Es ist bunt, laut, chaotisch. Ich fühlte mich eingesogen in einen Wirbel von Gerüchen, Gefühlen und Geräuschen. Beispielsweise hörte man die lauten Schreie der Personen, die in den Fahrgeschäften mitfuhren. Bezüglich der Fahrgeschäfte ist die Varietät ebenfalls so groß wie in Deutschland, nur, dass sie eben nicht vom Tüff geprüft sind.

Wir schlenderten einige Zeit über die Feria, lernten noch einen Freund von Eduardo kennen und blieben dann schlussendlich in einer Straßenecke stehen, um das Feuerwerk anzuschauen. Feuerwerk ist ebenfalls etwas sehr Charakteristisches für Mexiko. Zu jeder Art von Fest wird auch ein Feuerwerk veranstaltet. Dass, was ich aus Deutschland nur von Silvester kenne, gehört in Mexiko beinahe mit zum Alltag. Nachdem wir uns das Feuerwerk angeguckt hatten, verbrachten wir noch eine Weile beim Tanz (el baile). Die Mariachi spielten und die Menschen tanzten. Ich bewundere die Offenheit der Mexikaner zum Tanz sehr. Ob jung oder alt, viele Mexikaner haben das Tanzen früh gelernt und tanzen sehr gerne. Ob Cumbia, Salsa, Bachata, die Mariachi spielten auf und der Platz füllte sich mit tanzenden Pärchen. Die Menschen so freudig und mit so viel Hingabe tanzen zu sehen, erfüllt mich, seitdem ich es das erste Mal gesehen habe. Mittlerweile durfte ich selbst auch auf einigen fiestas und bailes tanzen, und auch wenn man kein Naturtalent ist, macht es wirklich Spaß. Und man tanzt weiter, auch wenn man müde wird.

Im September erreichte mich eine Nachricht aus Deutschland, die mich in Freude versetzte: Heriberto war bei meiner Familie eingezogen. Es ist ein unbeschreiblich neues Gefühl zu wissen, dass nun auch meine Eltern und Geschwister mit einem Mexikaner zusammenleben und so etwas über Mexiko und natürlich auch Ixmiquilpan, die Stadt meines Projektes, kennenlernen. Meine Mama erzählte mir, dass die Kommunikation noch etwas holprig lief, aber ich war sicher, dass es sich schon verbessern würde. Ich rief Heriberto an und wir wünschten uns gegenseitig viel Spaß für das kommende Jahr. Ein Jahr, dass ich in seiner Heimat und er in meiner verbringen würde.

Am 09. September hatten wir unser Abschlussessen in der Sprachschule. Es war der letzte richtige Tag, den wir mit den LehrerInnen verbrachten. Unsere Gasteltern hatten eine Menge Essen für das mexikanische Buffet vorbereitet und wir alle kleideten uns in den Farben der Mexiko Flagge, grün, weiß, rot. Jonna, Wiktoria und ich halfen unserer Gastmutter das Essen zur Sprachschule zu tragen. Als wir ankamen, war alles schon reichlich geschmückt: Die Mexiko-Flagge hing an der Wand und von der Decke baumelte unsere selbstgebastelte Pinata. Mexikanische Musik wurde aufgedreht und das Buffet eröffnet: Wir aßen Tacos Dorados, albóndigas (Frikadellen), Arroz con verduras (Gemüsereis), Salat und Tinga (Hühnchen). Und natürlich tranken wir Agua de Jamaica. Das Wasser wird durch die Hibiskusblüte rot gefärbt und nimmt ihren Geschmack an. Nach Bedarf wird es dann mit Zucker gesüßt. Während des Essens redeten wir nochmal ganz viel über alle tollen Erfahrungen, die wir während der Sprachschulzeit sammeln durften. Danach wurden uns feierlich unsere Zeugnisse überreicht und zur Feier des Tages haben wir die Pinata kaputt gemacht (Greta hat sie zerschlagen) und uns natürlich sehr über die Süßigkeiten gefreut.

Nach ein paar Abschlussfotos mit der ganzen Gruppe hieß es dann auch schon Abschied nehmen. Abschied von vier Wochen voller neuer Erfahrungen, Begegnungen, Cuernavaca und vor allem neuen Spanischkenntnissen. Der ein oder andere verdrückte beim Abschied sogar ein paar Tränchen. Aber Abschiede besiegeln ja auch immer einen Neubeginn. Jetzt sollte das Abenteuer nämlich erst richtig losgehen.

 

Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, wir genossen das letzte Frühstück mit unserer Gastmutter, verabschiedeten uns und stiegen zu Carlos in seine Camioneta, mit der er uns zum Busbahnhof fuhr. Erst spät, nämlich als wir bereits im Bus saßen, fiel uns auf, dass wir Tickets für den falschen Tag gebucht hatten. Ein Glück, dass es dem Busfahrer nicht aufgefallen war. So fuhren wir ohne gültiges Busticket nach Mexiko-Stadt, wo wir noch einen weiteren Tag verbringen würden. Auch in Mexiko-Stadt ist es empfehlenswert die App Uber zu nutzen. Da die Stadt so groß ist, muss man meist mindestens Distanzen von bis zu 30 Minuten einrechnen, wenn man an ein Ziel gelangen will. Günstiger ist es zwar Metro zu fahren (ein Ticket kostet 5 Pesos, umgerechnet etwa 25 Cent), jedoch gilt die Metro als unsicher und vor allem nachts ist davon eher abzuraten. Wir kehrten wieder in das Hotel ein, indem wir bereits unsere erste Nacht in Mexiko verbracht hatten und machten uns auf, um die Stadt zu erkunden. Unter anderem waren wir im Museo de Bellas Artes (sehr empfehlenswert) und sind durch das Zentrum gelaufen, um verschiedenes Essen zu probieren. Außerdem waren wir am Zócalo, dem zentralsten Platz in Mexiko-Stadt, der zu den bekanntesten Stadtplätzen der Welt zählt. Dort befindet sich unter anderem der Sitz des Präsidenten, das Rathaus sowie die Kathedrale von Mexiko-Stadt.

Am nächsten Tag hieß es Abschied auch voneinander nehmen. Es ging auf nach Hidalgo, auf in unsere Pfarreien und Projekte, auf an den Ort, wo wir das nächste Jahr verbringen würden. Der Tag war aufregend, wir nahmen schon vormittags die Busse, um am frühen Nachmittag in den Projekten anzukommen. Außerdem war es ein seltsames Gefühl nun an den Ort zurückzufahren, an dem ich zuvor noch mit meiner Vorfreiwilligen Laura war.

Als ich das erste Mal allein in El Fithzi, Ixmiquilpan ankam, stand die Sonne schon ganz hoch am Himmel und es war unglaublich warm. Die Stadt Ixmiquilpan liegt zwischen den Bergen in einem Tal. Daher sammelt sich hier des Öfteren einiges an Wärme an. Ich stiefelte beladen mit meinem Reiserucksack die Straßen bis zur Parroquia hoch. Und war angekommen. Es ist ein interessantes Gefühl, an einem Ort anzukommen, der noch vollkommen neu für dich ist, dabei jedoch zu wissen, dass er sich in einen Ort des Alltags verwandeln wird.

Ich fühlte mich schnell wohl. Die ersten Menschen, auf die ich traf begrüßten mich sehr freundlich und verwickelten mich schnell in Gespräche, ich hatte das Gefühl, dass sie Interesse an meinen Erzählungen zeigten, so wie ich an ihren. Bereits an Tag 1 verbrachte ich eine lange Zeit mit der Köchin und der Küsterin in quatschend in der Küche. Auch Padre Alex begrüßte mich herzlich. In der Messe am Abend traf ich sofort auf einige bekannte Gesichter, die ich aus meinen ersten Tagen hier kannte. Und später nahm der Padre mich mit zu seiner Familie nach Mixquiahuala, wo er den Montag, seinen freien Tag verbringt. Er gab mir die Chance seine Familie kennenzulernen. Das ich in den ersten Tagen nach meiner Ankunft nicht allein war, hat mir den Start ins Projektleben sehr vereinfacht. Als wir am Dienstagmorgen wieder zurückfuhren, machte mir der Padre einen Vorschlag: Die nächsten zwei Wochen würde ich ihn zunächst auf seine Messen begleiten, bevor ich mit meinen eigenen Aktivitäten starten würde. Und das tat ich auch: Zu der Gemeinde El Fitzhi gehören ca. 14 weitere Comunidades, in die der Padre fährt, um Messen zu feiern. Ich begleitete den Padre in die verschiedensten Dörfer und besuchte so viele Messen, wie noch nie in meinem Leben. Wir fuhren mit dem Auto durch die malerische Natur des Valle de Mezquital (das Tal, in dem sich Ixmiquilpan befindet): Wiesen, Berglandschaft, Sonnenschein, hier und dort mal eine Schafsherde. Manche der Dörfer haben winzige Kapellen oder feiern ihre Messen draußen auf Plastikstühlen, während andere Comunidades eigene kleine Kirchen haben. In dieser Anfangszeit lernte ich wunderschöne Bergdörfer kennen und begegnete Menschen, die in der Landwirtschaft oder im Handwerk arbeiten, kleine Läden haben oder auch selbstgemachte Speisen auf der Straße verkaufen. Das Konzept von Arbeit hier in Mexiko ist durch und durch anders als in Deutschland. Feste Jobs gibt es wenige und die Menschen suchen sich eben dort Arbeit, wo es sie gibt. In Mexiko werden Menschen sehr kreativ, um zu arbeiten und Geld zu verdienen: Sie verkaufen manchmal einfach das, was sie haben oder zubereiten können. Und es gibt durchaus nicht wenige, die von der Hand in den Mund leben. Die Einnahmen des Tages, müssen für diesen Tag oft ausreichen. Der Padre hat mir darüber sehr viel erklärt und ich bin dankbar für die Erfahrung, in so nahen Kontakt und Austausch mit den Menschen hier treten zu können. In jeder der Messen stellte ich mich vor und machte bereits im Vorfeld Ankündigungen für meine Deutsch- und Englischkurse, die ich bald in El Fithzi anbieten wollte. Ebenfalls durfte ich den Padre auf einige Segnungen von Häusern, Menschen oder auch Autos begleiten. Der christliche Glaube ist in Mexiko sehr stark verbreitet und es ist keine Seltenheit bei dem Kauf eines neuen Autos es durch einen katholischen Pfarrer segnen zu lassen. Dieses bedingungslose Vertrauen in Gott ist eines der Dinge, die uns als Mexikofreiwillige sehr begleiten, da wir ständig damit in Berührung sind. Es kann genauso schön wie auch herausfordernd sein, ich glaube, dass Respekt und Toleranz dabei das Wichtigste sind. Ich wurde in allen Comunidades mit einer großen Offenheit und mit einer großen Freundlichkeit begrüßt, sodass ich bereits in den ersten Wochen einige gute Kontakte knüpfen konnte und dafür bin ich auch im Nachhinein noch dankbar.

Am 15. September war der dia de independencia, der Unabhängigkeitstag Mexikos. Den ganzen Tag lang hörte man bereits Böller in den Straßen explodieren, wie gesagt, die Mexikaner feiern alles mit vieeeel Feuerwerk. Die mexikanische Flagge findet sich, wo man nur hinschaut und die Menschen treffen sich in ihren Häusern, um um Mitternacht gemeinsam den „grito de independencia“ (den Schrei der Unabhängigkeit) erklingen zu lassen. Bei dieser sogenannten fiesta mexicana gibt es natürlich auch typisches Essen: Pozole ist ein Eintopf mit Hühner- oder Schweinefleisch, Mais, verschiedenem Gemüse, Radieschen, Kopfsalat, Zwiebeln und Limetten. Man unterscheidet zwischen pozole verde, die grüne Chilli beinhaltet und pozole rojo, die mit roter Chilli zubereitet wird. Weiße Pozole dagegen ist ungewürzt. Dazu werden frittierte Maistortilla (Tostadas) gereicht.

Ich wurde am Dia de Independencia nach der Messe von einigen Gemeindemitgliedern eingeladen, mit auf eine fiesta mexicana zu kommen. Wir stiegen in das Auto ein und ich war schon gespannt, wo es wohl hingehen würde. In Mexico laden die Leute sehr gerne andere Leute ein, jegliche Feste sind immer groß, es gibt viel zu essen und wenn du möchtest, kannst du deine eigenen Bekannten auch mitbringen, auch, wenn sie gar nicht eingeladen sind. Wir fuhren los, um eine Ecke und das Auto hielt an. Wir haben doch wohl nichts vergessen?, dachte ich. Hatten wir auch nicht. Die Autofahrt hatte genau eine Minute gedauert und wir waren am Ziel angekommen. Auch eine Erkenntnis, die ich nach ein paar Tagen ziemlich schnell hatte: In Mexiko fährt man wirklich überall mit dem Auto hin. Auch wenn man wahrscheinlich laufen könnte.

Hier noch ein Bild von meinem Dia de independencia:

Kurz darauf, etwa zwei Tage später, fand unser erstes Freundschaftstreffen des Verein „Animo e.V.“ in Progreso, Tabeas Projektort, statt. Bei diesen Treffen, die alle zwei Monate stattfinden, treffen sich alle ehemaligen Deutschlandfreiwilligen aus Mexiko, die aktuellen Mexikofreiwilligen aus Deutschland, ihre Gastfamilien und Freunde der verschiedenen Gemeinden, um interkulturellen Austausch zu betreiben. Es war das erste Mal, dass wir uns sechs nach der Ankunft in unseren Projekten wiedertrafen. Und es war auch schön mexikanische Freiwillige wiederzutreffen, die wir davor schon in Deutschland kennengelernt hatten. Der Tag bestand aus einigen Kennlernspielen, einer Eucharistiefeier und alle Freiwilligen, Mexikaner und Deutsche, durften von ihren Erfahrungen berichten. Es ist sehr schön auf so viele Menschen zu treffen, die entweder selbst mal in Deutschland waren oder viele deutsche Freiwillige in Mexiko kennengelernt haben.

Die Woche darauf verschlug es mich erneut nach Progreso, diesmal allerdings mit dem Padre. Wir waren unterwegs zur Asamblea Diocesana, einem Treffen des gesamten Bistums Tula, bei dem das Jahr 2023 geplant werden sollte. Da wir ja alle in Pfarreien des Bistums arbeiten, traf ich so auch wieder auf meine Mitfreiwilligen. Die Asamblea sollte fünf Tage dauern, in denen beraten, diskutiert und präsentiert wurde. Wir lernten so gut wie alle Padres des Bistums kennen, es gab gutes Essen und in den Pausen Tanz und Animation. Das hier viel zu Kirchenliedern getanzt wird, wird mich in meiner Zukunft im Kirchenchor noch viel begleiten, dass wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Es macht aber erstaunlich viel Spaß. Wir redeten mit Ordensschwestern und Seminaristen (Männer, die in der Ausbildung zum Pfarrer sind). Und zusätzlich wurden wir für die Facebook Seite des Bistum Tula interviewt.

Ende September begann ich dann mit meinen Englisch- und Deutschkursen. Und ich hatte echt viele Anfragen. Bis zu 35 Leute kamen zu meinem Englischkurs ungefähr genauso viele auch zu den Deutschklassen. Ich freute mich riesig, dass das Interesse so groß war und begann sehr motiviert mit der Planung meines Unterrichts. Ich begann mehr und mehr mit weiteren Aktivitäten, war in der Jugendgruppe dabei, ging zu meinen ersten Chorproben, lernte die Messdiener kennen und durfte das erste Mal mit auf Kranken- und Armenbesuche gehen sowie Essenspenden verteilen. Der September endete so ganz anders, als er begonnen hatte, aber ich startete vorfreudig in meinen Freiwilligendienst!

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