In Tepetitlán angekommen konnte ich das erste Mal meine Unterkunft für das nächste Jahr sehen. Zugegeben war ich im ersten Moment alles andere als begeistert von dem verkalkten Boden, den dünnen Fenstern und der unfassbar hohen Decke, die übrigens höher als die Wände ist, sodass eine Lücke zum Nebenzimmer entsteht. Doch als wir am nächsten Morgen mit einem großen (und teilweise sehr scharfen) Frühstück von Padre Teo, seiner Familie und anderen Gemeindemitgliedern begrüßt wurde, änderte sich dies schlagartig. Besonders dank Doña Lori, die passend zu ihrer Aufgeschlossenheit immer ein breites sympathisches Grinsen trägt, habe ich mich gleich viel mehr wie zuhause gefühlt.
Im weiteren Verlauf des Tages konnte ich noch viel mehr Leute aus Tepetitlán und der Umgebung kennenlernen. Da nämlich in zehn Tagen das Patronatsfest von Tepetitlán sein würde, pendelten bereits Freitag hunderte Pilger nach Tepe, wo sogar eine große Kirmes aufgebaut wurde. Padre Teo rechnete sogar mit 40000 Pilger, die über das Wochenende in dem kleinen Tepetitlán eintreffen würden.
Das ganze Fest wurde natürlich mit einer Messe eröffnet, die so groß war, dass sie außerhalb der Kirche stattfinden musste. Die Gelegenheit habe ich genutzt und mich und das, was ich im nächsten Jahr hier machen werde, vorgestellt. Nach der Messe trafen wir uns zu einem Convivio (jeder bringt etwas zu essen mit) mit der Freundschaftsgruppe von Tepetitlán. Alle hießen mich noch einmal herzlich willkommen und versicherten mir für mich da zu sein, sollte ich mal in Schwierigkeiten stecken. Außerdem betonten sie immer wieder, wie geehrt sie sich fühlen, dass nach sieben Jahren endlich wieder eine deutsche Freiwillige in ihren Ort kommt. Dieser herzliche Empfang und die lieben Worte haben mich noch mal in meinem Vorhaben bestärkt, die Partnerschaft der Freundschaftsgruppen im mexikanischen Tepetitlán und dem deutschen Marl-Sinsen zu fördern. Denn was gibt es schöneres für zwei Gemeinden, zwischen denen tausende Kilometer liegen, auf eine jahrelange Freundschaft zurückgreifen zu können.
Nach dem traditionellen „Happy-Birthday-Singen für die Jesusstatue“, wie Anna es genannt hat, welches übrigens um fünf Uhr morgens stattfindet, wurden wir auch noch für das Kirchenfernsehn gefilmt
Rupert Pfeiffer
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