Mexiko – Orizabita – Tepatepec

Viel los hier

Schon wieder ein Monat rum… Und dieser Monat war keinesfalls weniger abwechslungsreich als der letzte. Von einem stimmungskillenden Sicherheitsseminar bis hin zu emotionalen Totenritualen war alles dabei.

Kurz nach meinem letzten Blogeintrag ging es für vier von uns Tula-Freiwilligen das erste Mal nach Mexiko-Stadt. Als wir am 2.August mit dem Flugzeug über diese Metropole geflogen sind, haben wir schon einen ersten Eindruck von der unfassbaren Weite Mexiko-Stadts bekommen. So war es umso überraschender für mich wie schnell wir doch im Zentrum angekommen sind. Nach einer 1,5 stündigen Busfahrt von Tula aus sind wir an der riesigen Busstation Central del Norte angekommen. Nach weiteren 30 Minuten U-Bahn-Abenteuer waren wir auch schon im absolutem Zentrum Mexikos. Zum Glück wurden wir an der Central del Norte von einem Freund aus Oaxaca und einem Bekannten aus Atotonilco, beides Studenten in Mexiko-Stadt, abgeholt und ein wenig im Zentrum herumgeführt. Leider hatten wir nur einen Nachmittag um einen kleinen Eindruck von Mexiko zu bekommen, doch das hat gereicht um meine Neugierde und somit meine Motivation dieser Stadt bald wieder einen Besuch abzustatten, zu wecken. Nach einer Nacht in einem wirklich supergelegenem aber trotzdem günstigen Hotel (danke Vanessa) haben wir uns am nächsten Tag auf den Weg in die Deutsche Botschaft gemacht. Dort haben wir uns einen Vortrag darüber angehört, was wir eigentlich schon wussten: Mexiko ist nicht ohne. Trotzdem war es definitiv nicht überflüssig noch einmal für die Gefahren der Kriminalität und Naturkatastrophen sensibilisiert zu werden. Außerdem hatten wir die Gelegenheit andere deutsche Freiwillige kennenzulernen, die zum größten Teil in Mexiko-Stadt und Puebla wohnen.

Leider wars das dann auch schon mit unserem Besuch im Districto Federal, denn nach diesem Sicherheitsseminar ging es schon zurück in mittlerweile gewohntere Umgebung: zurück nach Tula.

Doch bei dem Ausflug in die Millionenmetropole Mexiko sollte es nicht bleiben: Zwei Wochen später wurden wir von Yazmin, einer Freiwilligen, die das letzte Jahr in Deutschlad verbracht hat, nach Orizabita eingeladen. Ihr Onkel arbeitet in einem Abenteuer-Extrem-Park, der mit uns gerne ein Werbevideo drehen wollte: „Zwischen Freiwilligendienst und Laufsteg“, wie Elisa es betitelt hat, flogen wir also mit einer Seilbahn über beeindruckende Schluchten und versuchten uns am Mountainbiking. Letzteres hat auf nicht so gut geklappt (wir sahen wohl nicht gut genug aus), sodass dies frühzeitig abgebrochen wurde.

Weiter ging es in der darauffolgenden Woche mit meiner ersten Deutschstunde, mit deren riesigen Andrang zuerst überfordert war. Die ganzen fünf Schüler haben alle Kapazitäten gesprengt und mich davon überzeugt, dass man das ganze vielleicht doch in der Messe ankündigen sollte. Gesagt, getan, sind zur nächsten Stunde solide 12 Schüler erschienen, mit denen ich definitiv etwas anfangen kann. Ich habe gemerkt: Deutsch ist echt schwer, vor allem die Aussprache, aber nicht unmöglich. Und bisher haben meine Schüler zum Glück noch nicht ihre Motivation verloren.

Ab Mitte Oktober gingen dann die ersten Vorbereitungen für den Día de los muertos los. Diese mexikanische Tradition, die mich schwer beeindruckt hat, hat laut meinem Reiseführer (NATGEO) ihre Wurzeln im präkolumbianischen Mexiko. Diese bunten und emotionsgeladenen Tage Anfang Novembers sind ein von UNESCO ausgezeichnetes Weltkulturerbe und gelten als bedroht von der immer populäreren amerikanischen Halloween-Kultur. Dieser Bedrohung sind sich die Mexikaner mehr als bewusst und kleistern schon Wochen vorher alle sozialen Netzwerke mit Aufrufen, die Halloween-Kultur nicht zu unterstützen, zu. So abgeneigt die Haltung gegenüber Halloween auf der einen Seite ist, so emotional und bunt gestaltet sich die Vorfreude auf den Día de los muertos. Auf den Straßen werden die traditionellen Tagetes Blüten und bunte Papiergirlanden verkauft. Auch das süße Pan de muertos (Brot der Toten) und das Gesicht der Catrina trifft man überall an.

Die Festtage durfte ich mit der Familie meines Pfarrers in Tepatepec erleben. Dort wurden in den Häusern Altare aufgestellt, zu denen eine Straße aus den bereits erwähnten Tagetes Blüten führt. Der Altar wird mit reichlich Obst, Pan de muertos und Tequila oder Bier geschmückt, je nach Vorlieben des Toten. Zwischen dem ganzen Essen dürfen Kerzen, Blumen und natürlich die Fotos der Toten nicht fehlen.

In der Familie, mit der ich feiern durfte, ist es Tradition, nach einem gemeinsamen Essen und dem ein oder anderen Tequila den Disneyfilm Coco anzugucken. Dieser verbildlicht meiner Meinung nach sehr gut die Vorstellung des Todes, die in der mexikanischen Kultur herrscht. Denn nach dieser Vorstellung kommen die Verstorbenen einmal im Jahr, am Día de los muertos, zurück zu den Lebenden. Nach dem Film gab es eine Reflektion, darüber was uns Disney in den letzten zwei Stunde gezeigt hat. Alle waren sich einig, dass Familie und der Familienzusammenhalt das wichtigste ist und man trotz Streitigkeiten füreinander da sein sollte. Ein Familienbild, das mich gerade jetzt mit einer riesigen Distanz zu meiner Familie, sehr berührt hat…

Nach einem Rosenkranz und leckeren Tamales (ein Maisgericht) ging es relativ früh schlafen, um für den folgenden Tag, den Día de los muertos, ausgeruht zu sein. Wie auch in Deutschland sind wir zum mehr als gutbesuchtem Friedhof gegangen um Blumen niederzulegen und geweihtes Wasser zu verteilen. Der ganze Friedhof war bunt und überall konnte man Mariachis hören, die Lieblingslieder der Verstorbenen gespielt haben. Vor dem Friedhof wurde fröhlich gegessen und getrunken und in der anschließenden Messe wurden die Namen einiger Toten vorgelesen. Danach ist die Familie wieder zusammengekommen um, oh Wunder, ordentlich zu trinken und zu essen.

Das war er also, der Día de los muertos. Eine emotionsgeladene Tradition, die mir mehr als gut gefallen hat und mich mit ihrer Vorstellung vom Tot und der Bedeutung der Familie schwer beeindruckt hat. Ich hoffe, dass ich nach meinem Freiwilligendienst hier in Mexiko auch einen Teil dieser Vorstellung mit nach Deutschland tragen kann.

Ich kann es kaum erwarten noch weitere Traditionen dieser unfassbar interessanten Kultur kennenzulernen und euch davon zu berichten.

¡Hasta luego!

Tere

6 Kommentare

    Rupert

    Hi Resi. Schöner Bericht aber wer ist Catrina?

      Theresa Pfeiffer

      Die Catrina ist ein Skelett bzw. ein Totenkopf, der aber oft auch blumig geschmückt ist. Ein Symbol für den Día de los muertos… Und ich hoffe der Beitrag ist jetzt richtig einsortiert 🙂

    Rupert

    Und irgendwie ist der Beitrag nicht richtig einsortiert. In der Liste Deines Blogs taucht er jedenfalls nicht auf

    Karoline Epke

    Ich habe viele Gemeinsamkeiten unter den traditionellen Handlungen zu Allerheiligen und Dia de los Muertos entdeckt: Die Familie kommt zusammen, spaziert gemeinsam zum Friedhof, erzählt Geschichten um die Toten, isst und trinkt. Nur die fröhliche Musik und der Hausaltar fehlen. Du kannst ja dann als erste interkulturelle Neuerung im nächsten Jahr deine Gitarre mit zum Grab nehmen .

      Theresa Pfeiffer

      Klingt nach einem guten Vorschlag! Können wir auch den Tequila mit einbauen? 🙂

    Cesar

    Espero que te gusten estas tradiciones de nuestro país y aún te faltan mas por disfrutar. 🙂

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