Auf diese grossartige Erfahrung folgte ein nicht so ganz angenehmes Wochenende. Da vorallem in meiner Gegend viele Jugendliche kriminelle Wege einschlagen, werden in regelmässigen Abständen sogenannte Retiros de Jóvenes veranstaltet. Diese werden vom Jugendpastoral meiner Gemeinde organisiert und finden in der Anlage, in der ich wohne, statt.
Das ganze steht meiner Ansicht nach sicherlich unter einem guten Ziel (und zwar zum Beispiel Jugendliche davon abzuhalten sich in Bandenkriegen zu beteiligen), hat mir aber trotzdem nicht gefallen. Es gab komische Regeln und Einheiten, die uns zum Teil verstört haben. Zum Beispiel wurden kleine Familien gegründet in denen man die ganze Zeit eine unauthentische Zuneignung spüren sollte. Zudem durfte man nicht alleine zu den Toilettenräumen und der Kontakt zu Nichtteilnehmern des Retiros wurde komplett verhindert. Viel genauer will ich auf dieser Plattform nicht auf Einzelheiten eingehen, aber zusammenfassend kann ich sagen, dass mir es sehr schwer viel mich auf die Methoden und Themen der Erzieher einzulassen. In Endeffekt bin ich glücklich so kritisch erzogen worden zu sein und mich von den Ansichten, die uns in dem Retiro vermittelt wurden, nicht beeinflussen lassen zu habe.
Ich habe bei dem ganzen als Teilnehmerin teilgenommen und habe ganau das gleiche durchgemacht, was alle Jugendlichen durchmachen mussten. Es war untersagt, das Retiro frühzeitig zu verlassen aber das hätte ich auch gar nicht gewollt. Klar ich habe mich die ganze Zeit alles andere als wohl gefühlt und habe das ganze alles andere als gut gehiessen, aber es war eine unfassbar wichtige Erfahrung und ich wollte das umbedingt zuende bringen. Nach dem ganzen Retiro habe ich den Teamern erklärt, wie kritisch ich deren Umgang mit Jugendlichen sehe, musste aber auch eingestehen, dass ich es nicht besser weiss, wie man Jugendliche hier davor bewahrt, sich umbringen zu lassen (ich hoffe in einem weiteren Blogeintrag noch genauer auf die Probleme der Jugendlichen hier vor Ort eingehen zu können…). Besser ein bisschen verstört als tot oder?
Rupert
Der Film ist ein Traum (selbst im schnellen Durchlauf). Ihr seid übrigens bei 1:34:45 (so etwa)