Nach mittlerweile fast drei Monaten in Mexiko habe ich mich ganz gut hier eingelebt. Der Wochenarbeitsplan steht und somit habe ich langsam auch einen normalen Tagesablauf.
So beginnt meine Woche praktisch dienstags mit der Arbeit in der Casa de Christiandad, mittwochs geht es dann für Simon und mich in die Casa del migrante und für mich donnerstags wieder in die Casa de Christiandad. An den Freitagen besuche ich für gewöhnlich die Kranken hier in Tula, Santa Ana oder San Francisco Bojay mit dem Padre oder mit den Hermanas. Samstags finden die Jugendgruppentreffen in der Kathedrale statt und sonntags besuche ich die Gottesdienste in den verschiedenen Kirchen von Tula gemeinsam mit einem der Padres. Sonntags nachmittags mache ich mich dann auch meist schon auf den Weg um mich mit den anderen deutschen Freiwilligen, denn für uns alle ist Montag der freie Tag. Mittlerweile haben wir auch alle Orte, in denen wir Freiwilligen wohnen, kennenlernen dürfen.
La Virgen de Guadalupe
Am Tag der Guadalupe, am 12. Dezember, bin ich abends mit meiner Gastmama und meiner Gastschwester nach San Marcos gefahren, ich muss zugeben, dass ich anfangs keine Ahnung hatte, was dort auf mich zukommen würde. Dort angekommen sind wir in die Kirche gegangen, wo zunächst Kinder eine Stunde lang traditionelle Tänze aufgeführt haben. Diese wurden anschließend von Erwachsenen, die ebenfalls traditionelle mexikanische Tänze vorgeführt haben abgelöst. Nach einer Stunde hat es mich dann also kaum noch gewundert, dass auch noch Mariachis ein einstündiges Konzert gegeben haben. Mit mexikanischer Pünktlichkeit startete anschließend um etwas 21:30 Uhr die Prozession in Richtung Kathedrale. Nach einer zweistündigen Prozession samt Guadalupe, welche nicht nur einmal am Stromkabel festhing, großem Feuerwerk, lauten Gesängen und Gebeten, bunten Luftballons und leuchtenden Handytaschenlampen kamen wir schließlich an der Kathedrale an. Dort angekommen wurden wir sehr herzlich begrüßt und dann begann auch schon der nächtliche Gottesdienst. Um 2 Uhr machten sich meine Gastfamilie und ich uns also auf den eiskalten Heimweg.
Las Posadas
Am 16. Dezember starteten dann schließlich die Posadas. Dies sind vorweihnachtliche Feiern, bei der jeder Tag einen Schwangerschaftsmonat von Maria darstellt. Die erste Posada durfte ich in der Kathedrale mitfeiern. Dabei versammeln sich einige Leute Draußen, um Maria und Josef darzustellen, welche eine Bleibe suchen, während die Anderen im Haus die Gastwirte mit den Gästen verkörpern. Alle haben kleinen Kerzen und es wird abwechselnd gesungen. Nachdem sich danach alle im Inneren versammelt haben gibt es meist zuhauf Essen, dies ist auch der Grund dafür, dass mein Tamaleskonsum in den vergangenen Tagen deutlich angestiegen ist. Anschließend werden Piñatas zerschlagen und gefeiert. Die erste Posada durfte ich in der Kathedrale mitfeiern. Zuvor hatte ich mit meiner Jugendgruppe sechs Stunden lang die Piñata gebastelt, dementsprechend tat es mir schon fast Leid, als ich nach der Schwester an der Reihe war und die mühevoll gebastelte Piñata somit fast direkt zerstörte.
Casa de Christiandad und Tzu Chi
Mit den Freiwilligen aus der Casa de Christiandad und von Tzu Chi, einer buddhistischen, gemeinnützigen humanitären Hilfsorganisation war ich am 18. und 19. Dezember auf einem Großevent um den Betroffenen der Flut zu helfen. Auch hier wusste ich, als wir uns um 5:30 Uhr getroffen haben, noch immer nicht so richtig, was wir da eigentlich machen würden, aber immerhin war ich da nicht die Einzige…
Nach einer kleinen Andacht, Frühstück und dem Erhalten von grünen Westen machten wir uns mit Bussen auf den Weg zum Veranstaltungsort. Zunächst Stellnetzen wir zahlreiche Stühle auf bevor dann tatsächlich die Menschen, die von der Flut betroffen sind, kamen.
Meine Aufgabe hatte sich dann tatsächlich auch sehr schnell herausgestellt, so war ich also den ganzen Tag damit beschäftigt den Leuten zu zeigen, wie sie ihre neue Bankkarte, welche sie kurz zuvor erhalten hatten, mitHilfe eines Telefons entsperren konnten.
Hunderte entsperrte Bankkarten und einen Sonnenbrand auf der oberen Hälfte meines Gesichtes später kehrten wir um 19 Uhr schließlich wieder zurück zur Casa de Christiandad um abschließend gemeinsam zu Essen und um den nächsten Tag zu besprechen.
Denn am nächsten Tag ging es für die ganze Mannschaft früh morgens nach Ixmiquilpan, wo das gleiche Event, nur mit weniger Menschen durchgeführt wurde. Sonntags abends stieg ich also müde in El Tinaco aus dem Bus um mich auf den Weg nach Tepetitlan zu machen, wo ich noch eine Posada mitfeiern durfte.
Am Montag machte ich mich schließlich wieder zurück auf den Weg nach Tula. Am Dienstag Morgen, dem Tag an dem ich normalerweise in der Casa de Christiandad arbeite, habe ich dann allerdings erfahren, dass diese bis zum 10. Januar geschlossen haben wird. Nach zunächst einem Gespräch mit dem Padre hat sich dann herausgestellt, dass ich nun diese Tage auch als freie Tage ansehen soll und einfach die anderen deutschen Freiwilligen besuchen soll. Am Abend waren meine Gasteltern, der Padre und ich dann noch einen Kaffee trinken, wie meine Gastschwester herausgestellt hatte, fühlte sich dass ganze tatsächlich ein bisschen wie ein Elternsprechtag an. Am Donnerstag habe ich mich dann noch mit einer Frau getroffen, um ihr Deutsch beizubringen. Von ihr habe ich tatsächlich auch zwei Brote geschenkt bekommen, auch wenn diese Brote für mich eher nach großen Brötchen aussehen habe ich mich sehr gefreut.
An Heiligabend werde ich mit meiner Familie in den Gottesdienst in der Kathedrale gehen und anschließend werden wir gemeinsam essen.
So langsam fange ich auch an zu begreifen, dass ich tatsächlich in Mexiko bin…