Während unserer Reise habe ich viele neue Einsichten gewonnen und mir ist klar geworden, dass sich nicht nur für unsere Freiwilligen in ihrem Auslandsjahr Perspektivwechsel ergeben. Auch meine Sichtweisen haben sich durch diese Reise deutlich verändert. Davon möchte ich erzählen.
Ich habe unsere Tochter entlassen, in der doch auch bangen Hoffnung, dass es ihr in Mexiko gut gehen und dass sie dort eine interssante Zeit haben wird. Typisch Mutter, die meint, ihr Kind noch beschützen und kurz bevor die Tochter ihr Zuhause verlässt, noch ihre Lebenserfahrung weiter geben zu müssen. Eine Mutter, die dann aber vor Ort feststellen muss, dass die ganze Familie von der bemerkenswert guten Sprach- und Landeskenntnis der Tochter profitiert.
Die Organisation von Bus- und Taxifahrten und die Klärung aller touristischen Fragen sind auf einmal kein Problem mehr. Ausflüge in Mexiko Stadt, Verpflegung in Straßenküchen, Mobilität per Uber, als wäre Theresa nicht erst ein- oder zweimal in der risiegen Metropole gewesen! Einen guten Trick haben wir als Familie gelernt, um nicht wie alle anderen Touristen behandelt zu werden: Wir schicken Theresa vor, die mit Freude auf Spanisch erzählt, dass sie keine US-Amerikanerin ist, dass sie aus Deutschland kommt und zurzeit in Mexiko lebt. Und schon entwickeln sich charmante Gespräche mit Verkäufern, Taxifahrern, Kellnerinnen und Kellnern.
Ich konnte feststellen, dass Theresa ein akzeptiertes und geschätztes Mitglied im Pfarrteam von Tepetitlán ist. Sie arbeitet dort im Pfarrbüro, hilft im Kindergarten, gibt Deutschkurse; aber vor allem, sie ist gegenwärtig und geht mit in alle Kirchorte, ins Gefängnis und auf Mission in die entlegensten Dörfer. Vielleicht ist sie so etwas wie eine Botschafterin der deutsch-mexikanischen Freundschaft.
Auch wir waren im Gefängnis – nicht weil wir etwas ausgefressen haben, sondern als ‚deutsche Abordnung‘ haben wir an einer Heiligen Stunde teilgenommen. Dies war eine beeindruckende Erfahrung. Ich hatte Tristesse und Rauhbeinigkeit erwartet, aber auf dem Gefängnishof Marktplatzatmosphäre, Fürsorglichkeit und Emotion erlebt. In der Heiligen Stunde wurde gebetet, es wurden Texte vorgelesen und wir haben deutsche Kirchenlieder vorgetragen, während Padre Teo in einem kleinen Nebenraum einigen Gefängnisinsassen die Beichte abgenommen hat. Theresa war dort schon bekannt und ziemlich mexikanisch: Singen, Vorbeten und Fürbitten formulieren, das hätte es bei uns zu Hause nicht gegeben.
Simone
Was haben wir als Eltern für ein Glück, dass wir diese neuen tollen Erfahrungen mit unseren Kindern teilen dürfen
Katharina Althaus
Herzlichen Dank für diesen so offenen, tollen Bericht!